Büchner und das liebe Geld

2013 jährt sich der Geburtstag des Dichters, Naturwissenschaftlers und Sozialrevolutionärs Georg Büchner zum zweihundertsten Mal. Ein solches Jubeljahr bietet für Verlage stets auch die gute Gelegenheit, passende Bücher auf den Markt zu werfen, um von der medialen Aufmerksamkeit zu profitieren. So erscheint vom Autor Jan-Christoph Hauschild, der vor genau zwanzig Jahren eine wissenschaftlich fundierte, aber nicht unumstrittete Biografie Büchners veröffentlichte, ein neues Buch: Georg Büchner. Verschwörung für die Gleichheit. Sieht man genauer hin, stellt man nun aber leider fest, was auch im Anhang kleinlaut zugegeben wird: Es handelt sich gar nicht um eine neue Arbeit, nicht einmal um eine gründlich überarbeitete Fassung der alten Biografie, sondern bloß um eine gekürzte Version ohne Anmerkungen und Quellennachweise. Um das Buch nicht zu dick werden zu lassen, hat der Autor kurzerhand auch die Kapitel über Kindheit und Jugend Büchners weggelassen. Damit die Sache trotzdem rund aussieht, beginnt das Buch mit einem Kapitel über die Krankheit, die Büchner im Alter von dreiundzwanzig Jahren dahinraffte. Die ersten Seiten schildern auf höchst poetische Weise das Wetter in der Schweiz im Jahr 1836. Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass Jan-Christoph Hauschild dem Protagonisten seiner Biografie mehrfach vorwirft, er habe Bücher nur des Geldes wegen geschrieben. Hauschild beklagt an einer Stelle, Büchner habe für sein Debütwerk, das Drama Danton’s Tod, umgerechnet nur „kümmerliche 1660 Euro“ erhalten. Wir wünschen dem Biografen, dass seine ökonomische Spekulation lohnender sein möge. Für den Leser lohnend ist sie aus genannten Gründen kaum.

Jan-Christoph Hauschild: Georg Büchner. Verschwörung für die Gleichheit. Hamburg: Hoffmann und Campe, 2013. 352 Seiten. 22,99 €.

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Kommentar
  1. Peter Brunner

    So kann man eine Neuerscheinung doch wirklich ganz unterschiedlich einschätzen. Ich finde, dass Hauschilds neues Buch ein wirklich großer Wurf ist – gerade, weil er sich mit der großen Biografie als der profundeste Kenner ausgewiesen hat. Michael Bittner geht ja leider auf deren Qualität überhaupt nicht ein, obwohl sich das neue Buch nur so bewerten lässt. Vielleicht hat ja die einer oder der andere Lust, meine Besprechung dazu zu lesen:

    https://m.echo-online.de/freizeit/kunstkultur/literatur/Erst-kommt-die-Politik;art639,3681688

    Einen Vorwurf Hauschilds, Büchner habe wegen des Geldes geschrieben, habe ich übrigens nicht finden können; den Hinweis darauf allerdings schon. Und der ist auch von einiger Bedeutung und rückt Büchner und sein Werk in das Licht, in das er nach Hauschilds Ansicht gehört: das Licht der Erkenntnis nämlich, dass hier ein unfertiger, suchender, unerfahrener Autor geschrieben hat, der dringend Geld brauchte. Ich stimme ihm in der Auffassung vollkommen zu, dass wir es mit unfertigen Texten zu tun haben, die der Not und Verfolgung wegen in der Form öffentlich wurden, in der wir sie kennen. Die Hagiographie mag das schmerzen, der Wahrheitsfindung ist es dienlich.

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