Die sächsische CDU im Kampf mit der deutschen Sprache

Die sächsische CDU hat versucht, sich mit einer Erklärung unter dem Titel „Positionspapier für Integration und Zuwanderung“ bei den Anhängern der PEGIDA anzubiedern. Ob es in Sachsen noch Christen gibt, die es irritiert, wie eine angeblich christliche Partei sich eilfertig von den Tugenden der Gnade und der Barmherzigkeit abwendet, um einen dumpfen Volkszorn zu besänftigen und zugleich die Forderungen der Ökonomie nach „nützlichem“ Humanrohstoff zu befriedigen? Die Lektüre des Papiers erbaut jedenfalls nicht sehr. Aber es ist doch immerhin ein erheiternder Anblick, die führenden Köpfe der sächsischen Union im Kampf mit Geografie, Logik und deutscher Sprache zu beobachten:

Eine wesentliche Grundlage dafür ist, das Zuwanderung in Zukunft gesteuert und bestimmt von den Interessen unseres Landes erfolgt.

Bereits heute steht fest, dass zu den sicheren Herkunftsländern auch die Westbalkanstaaten einschließlich des Kosovo, Albanien und Tunesien gehören.

Das gilt erst Recht für straffällig gewordene Personen oder Hassprediger.

Es geht darum, standardisierte Verfahrensabläufe zu finden, mit denen die Ausreisepflicht von straffälligen Asylbewerbern Vorfahrt ermöglicht wird.

Wer eine Freiheitsstrafe von einem Jahr oder mehr verwirkt, soll in der Regel unser Land verlassen.

Bis dahin muss entsprechend dem geltenden europäischen Recht das Asylverfahren in dem Land stattfinden, indem der Bewerber erstmals europäischen Boden betreten hat (Dublin Abkommen).

Die zuwanderungsrelevante Liste mit Mängelberufen muss in Zukunft häufiger aktualisiert werden.

Die Bundesagentur für Arbeit erstellt Listen mit Berufen, bei deren Besetzung offener Stellen mit ausländischen Bewerberinnen oder Bewerbern arbeitsmarkt und integrationspolitisch verantwortbar sind.

Strukturierung und Verschlankung schaffen Transparenz, die an Administration, aber auch international, ein Signal ausstrahlt.

Bereits heute fehlen in zahlreichen Berufen ausgebildete Fachkräfte. Zur Behebung dieser sind wir auf gut ausgebildete ausländische Fachkräfte angewiesen.

So also reden jene Deutsch, die sich für Modellathleten einer „belebten deutschen Leitkultur“ halten. Vor dieser Kultur graust es mir. Einem Satz des Papiers kann ich aber, wenn nicht stilistisch, so doch sachlich, meine Zustimmung nicht verweigern:

Erhöhte Sprachkompetenzen auf Seiten der deutschen Behörden würden einen großen Beitrag für eine gelebte Willkommenskultur leisten.

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Kommentare
  1. Pedroleum

    Es ist nicht das erste Mal, dass im Zuge der Diskussion um Pegida-Forderungen Widersprüche zu Tage gefördert werden (vgl. http://www.publikative.org/2015/01/19/jauch-der-gescheiterte-dialog-mit-pegida/).

    Allerdings vermute ich, dass sich die CDU bei den Pegida-Anhängern deshalb so anbietert, weil sie fürchtet, weitere Wähler an die AfD zu verlieren. Immerhin erhielt die AfD, die bekanntlich inhaltliche Schnittmengen mit Pegida festgestellt hat, bei der letzten Landtagswahl in Sachsen die meisten Stimmen von Wählern, die 2009 noch ihr Kreuz bei der CDU gemacht hatten (vgl. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/landtagswahl-in-sachsen-afd-jagt-cdu-stimmen-ab-a-988680.html).

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  2. GutMensch

    Danke! Für diese Kommentierung …
    Die CDU ist soeben dabei Jahre an Integrationsarbeit engagierter Leute in Dresden und Sachsen zu zerschlagen. Sie hat nichts begriffen von Antidiskriminierung, allgemeiner Gleichbehandlung und der Charta der Vielfalt. Es ist Wahlkampf, also jedes schäbig Mittel recht den Machterhalt zu garantieren. Oberbürgermeister_innen und Landräte müssen ordentlich sächsisch-völkisch präsentiert werden, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit trieft aus den aktuellen Verlautbarungen der CDU. Pegida ist angekommen in der Mitte der seit 25 Jahren regierenden schwarzen Politik Sachsens. Nicht umsonst lobte Bachmann am 09.03. den großartigen Support, den z.B. Herr Vaatz im Namen der CDU leistet.
    Schreiben Sie weiter dagegen an Herr Bittner!

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