Krieg dem Handelskrieg!

Der Krieg, fröhliches Stelldichein für abenteuerliche Herzen, Hygiene der Menschheit, Motor der natürlichen Auslese – was wären wir ohne ihn? Mit Recht gilt er unter den Weisen als Vater aller Dinge. Den schlaffen Weichling erzieht er zum kernigen Kerl, den zweifelnden Intellektuellen zum Herold des Heeres, den feigen Pazifisten zum beherzten Mörder mit gutem Gewissen. Eine Uniform schmückt jeden Mann, keine Frau verweigert einem feschen Krieger einen Kuss – besonders dann nicht, wenn er ihr den Gewehrlauf an den Schädel hält. Aber leider sind nicht alle Kriege so schön. Es gibt Kriege, die den ehrenvollen Namen zu Unrecht tragen, in denen kein Schuss abgefeuert, kein Orden verliehen, keine Feldtoilette ausgehoben wird, sogenannte Handelskriege.

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Termine der Woche

Am Dienstag (6. März) lese ich als Gastautor bei einer der traditionsreichsten Lesebühnen von Berlin. Sie heißt LSD – Liebe statt Drogen und vereinigt die Stammautoren Andreas „Spider“ Krenzke, Tobias „Tube“ Herre, Uli Hannemann und Ivo Lotion. Als Gäste sind an diesem Dienstag auch noch die Kollegen Andreas Kampa und Meikel Neid mit dabei. Los geht es um 21:30 Uhr im zauberhaften Schokoladen.

Am Donnerstag (8. März) findet in Görlitz die erste Veranstaltung der von der Friedrich-Ebert-Stiftung organisierten Reihe „Zukunft Görlitz“ statt, eine Diskussion unter dem Titel „Wie werden wir reden?“ Moderator des Abends ist Cornelius Pollmer, weitere Gäste sind Prof. Dr. Raj Kollmorgen (Hochschule Görlitz/Zittau) und Ulf Großmann (Präsident der Kulturstiftung Sachsen). Das Gespräch beginnt um 18 Uhr im Schlesischen Museum.

Am Sonnabend (10. März) bin ich Gastautor bei der Lesershow, der Lesebühne von Frank Sorge, Martin Goldenbaum, Thilo Bock und Robert Rescue in Berlin-Mitte. Los geht es um 21 Uhr in der Z-Bar.

Am Sonntag (11. März) spreche ich – sofern ich es irgendwie schaffe, nach einer Nacht in der Z-Bar aus dem Bett und in einen Zug zu finden – bei der jährlichen Gedenkveranstaltung der Dresdner SPD zum Jahrestag der nationalsozialistischen Bücherverbrennung im Dresdner Kabarett Breschke & Schuch. Los geht es um 11:00 Uhr.

Aus meiner Fanpost (30): Die diffamierte AfD

Sehr geehrter Herr Bittner,

beim Lesen Ihrer Kolumnen beschleicht mich das Gefühl, dass Sie das demokratische Prinzip nicht ganz verstanden haben. Um es einfach zu machen: Jede Wählerstimme hat gleiches Gewicht. Jede Partei hat gleichen Wert. Das Grundgesetz unterscheidet nicht zwischen guten und schlechten Parteien, zwischen guten und schlechten Voten. Die politischen Zielvorstellungen und Geschmäcker sind verschieden, aber allesamt haben aus sich selbst heraus ihre Berechtigung. Wenn ich mir eine blaue Jacke zulege, möchte ich vom Verkäufer nicht beschimpft werden, weil es keine rote, grüne oder schwarze ist. Denn Sinn jeder Auswahl ist es, auswählen zu können – frei und ohne jede Bevormundung.

So gibt es auch keine guten oder schlechten Wahlergebnisse, sondern einfach nur Wahlergebnisse. Sie sind respektvoll zur Kenntnis zu nehmen, wobei es den Parteien natürlich frei steht, sich zu freuen oder sich zu ärgern. Maßen sich hingegen „unabhängige“ und „neutrale“ Journalisten an, die Entscheidung des Souveräns extrem abschätzig zu kommentieren, dann zählt das zwar zur Meinungsfreiheit, kollidiert jedoch mit dem Grundgedanken jeder freiheitlichen Demokratie, der da lautet, die Stimme des Volkes zu achten. Jemand wählt links – na und? Jemand wählt rechts – nochmals na und! Jemand wählt mittig – warum nicht? Gegenüber der AfD machen sich aber üble Praktiken breit. Der Partei wird die Existenzberechtigung abgesprochen, ihre Wähler werden wechselweise als dumm, bösartig, ahnungslos, verführt, „abgehängt“, rassistisch, neonazistisch, rechtsradikal etc. diffamiert. Und im Unterschied zu den anderen Parteien werden Wahlerfolge der AfD stets so behandelt, als seien sie Vorboten des Weltuntergangs. Wenn dem wirklich so wäre, müssten Wahlen ja verboten werden – wegen Gemeingefährlichkeit. Richtig aber ist: Der Bürger hat jedes Recht, jede Partei zu wählen. Er braucht sich dafür weder zu rechtfertigen noch beschimpfen zu lassen. Gleiches gilt für die Parteien, sie zählen in ihrer Unterschiedlichkeit zum Wesenskern unserer Demokratie.

Vielleicht werden Sie das irgendwann einmal zur Gänze verstehen. Ich wünsche es Ihnen – in Respekt vor Ihrer persönlichen Wahlentscheidung.

Mit freundlichen Grüßen
Harald N***

 

Sehr geehrter Herr N***,

danke für Ihre kritische Nachricht! Ihre Argumentation ist erfreulich sachlich, weshalb ich mir gerne die Zeit nehmen möchte, um Ihnen zu erklären, warum ich sie dennoch für falsch halte.

Sie schreiben, zum „demokratischen Prinzip“ gehöre die Vielfalt der Parteien sowie das „Recht“ jedes Bürgers, „jede Partei zu wählen“. Das ist völlig richtig. Sie schreiben: „Jede Wählerstimme hat gleiches Gewicht.“ Auch das ist richtig: Auch die Stimmen, die für die AfD abgegeben werden, sind zu respektieren. Die für die AfD gewählten Abgeordneten sind vom Staat streng nach dem Gesetz so zu behandeln wie alle anderen auch. Ihr Denkfehler schleicht sich in die Argumentation ein, wenn Sie das doppeldeutige Wort „Wert“ gebrauchen: „Jede Partei hat gleichen Wert.“ Wenn auch dieser Satz nur auf das Prinzip der Gleichbehandlung durch den Staat zielen soll, ist auch er richtig. Aber mir scheint, er soll mehr besagen: Der AfD soll auch der gleiche politische und moralische Wert zugesprochen werden wie den anderen Parteien. Die demokratische Wahl der AfD beweise schon, dass es sich auch inhaltlich um eine demokratische Partei handeln müsse. Das ist offenkundig falsch: Auch die NSDAP wurde von vielen Bürgern gewählt. War diese Partei deswegen demokratisch? Hatte die Entscheidung jener Deutschen, die 1932 die NSDAP wählten, genauso viel „Wert“ im politischen oder moralischen Sinne, wie die derjenigen, die andere Parteien wählten? Ich benutze dieses Beispiel nicht, um die AfD mit der NSDAP gleichzusetzen, sondern um Ihnen klarzumachen, dass Ihnen hier ein Denkfehler unterlaufen ist.

Ich weiß nicht, ob Sie ein Wähler der AfD sind. Nehmen wir an, es wäre so: Dann sind Sie offenkundig davon überzeugt, die politischen Vorstellungen der AfD seien richtig und ethisch wertvoll. Andere Bürger, die – wie etwa ich – die politischen Vorstellungen der AfD für falsch und gefährlich halten, sollte es nun aber verboten sein, Sie zu kritisieren? Weil man doch die Wahlentscheidung „respektieren“ müsse? Hier entspringt Ihr Denkfehler aus der Doppeldeutigkeit des Wortes „Respekt“. Die Wahlentscheidung für die AfD ist in dem Sinne zu „respektieren“, dass man nicht versucht, das Ergebnis zu fälschen oder AfD-Abgeordneten den Einzug ins Parlament gesetzeswidrig zu verwehren. Etwas ganz anderes ist aber der „Respekt“, den man Politikern erweist, weil sie gute Arbeit leisten oder Überzeugungen vertreten, die man teilt. Jenen ersten „Respekt“ darf auch die AfD verlangen, den zweiten „Respekt“ darf niemand verlangen – den muss jede Partei sich bei den Wählern erarbeiten. Wenn 87% der Deutschen diesen Respekt der AfD verweigern, dann werden sie wohl ihre Gründe dafür haben.

Zu dem von Ihnen angeführten „demokratischen Prinzip“ gehört die Redefreiheit und mit ihr das Recht zur Kritik, sofern die Kritik nicht in Beleidigung, Verleumdung, Volksverhetzung etc. umschlägt. Dieses Recht gilt für alle Bürger und selbstverständlich auch für Journalisten, die nicht „neutral“ sein müssen, sondern bloß dazu verpflichtet sind, nicht bewusst die Unwahrheit zu verbreiten, ansonsten aber eine Haltung haben dürfen wie jeder andere auch. (Ich hoffe, Sie wollen sich nicht durch die Behauptung lächerlich machen, die Journalisten der AfD-nahen Medien berichteten „neutral“ über die gegnerischen Parteien.) Jeder Wähler oder Politiker der AfD hat das Recht, Kritiker zu verklagen, von denen er sich „diffamiert“ fühlt. Die Gerichte werden dann entscheiden, ob es sich um legitime Kritik oder um eine Straftat gehandelt hat. Mir scheint es aber, als bestünde Ihr Anliegen darin, die AfD und deren Wähler auch vor legitimer Kritik zu schützen. Sie behaupten, die AfD werde schlechter als andere Parteien behandelt. In Wirklichkeit sind Sie es, der eine Vorzugsbehandlung für die AfD verlangt: Sie soll offenbar mit Samthandschuhen angefasst werden, weil ihre Wähler und Funktionäre so zarte, empfindliche Wesen sind. Darf ich Ihnen in Erinnerung rufen, mit welchen Worten führende Politiker der AfD unliebsame Menschen bezeichnen – „Schweine“, „linksextreme Lumpen“, „Volksverräter“, „Merkelnutte“, „Justizhuren“, „Halbneger“, „Kameltreiber“? Diese Leute sind gewiss die Letzten, die von ihren Gegnern eine respektvolle Behandlung verlangen dürften.

Ich hoffe, ich konnte die Verwirrung, die in Ihrem Kopf über das „demokratische Prinzip“ herrscht, ein wenig verringern. Wenn Sie sich übrigens in Ihrer Mail darauf beschränkt hätten, zu sagen „Es wäre politisch klüger, die Gegner der AfD würden sich darauf konzentrieren, die Politiker der AfD zu kritisieren, statt dauernd den Wählern der AfD moralische Vorwürfe zu machen!“, dann hätte ich Ihnen durchaus zugestimmt. Aber Ihre Mail scheint leider eher die Aussage zu enthalten: „Die AfD ist demokratisch gewählt, deswegen darf man sie und ihre Wähler nicht kritisieren!“ Und diese Aussage ist einfach nur unsinnig und unhaltbar.

Mit freundlichen Grüßen, Michael Bittner

 

Sehr geehrter Herr Dr. Bittner,

vielen Dank, dass Sie so ausführlich und ebenfalls sachlich geantwortet haben. In den meisten Punkten mag ich Ihnen gar nicht widersprechen. Ich finde nur, dass die Kritik an der AfD oft mit Boxhandschuhen erfolgt, während die Altparteien mit journalistischen Samthandschuhen angefasst werden. Und noch eines ist mir wichtig, weil Sie die NSDAP anführen: Im Unterschied zu damals können undemokratische Parteien verboten werden (sofern sie, laut Karlsruher Rechtsprechung, eine gewisse Relevanz haben). Bislang hat kein ernstzunehmender Mensch behauptet, dass die AfD auch nur in der Nähe eines möglichen Verbots operiert. Kurzum: Sie ist eine Partei wie andere auch, wird aber oft so behandelt, als wäre sie – und damit letztlich auch ihre Wählerschaft – ein Supergau für die bundesdeutsche Demokratie.

Kritik an der AfD stört mich nicht. Das zählt zur üblichen politischen Auseinandersetzung. Was mich stört, ist die kampagnenartige Übertreibung, die krampfhafte Suche nach dem Haar in der Suppe, der totale Verständnisverlust. Und das wird auch nicht dadurch erträglicher, dass die eine oder andere Wortmeldung aus AfD-Kreisen ebenfalls besser unterblieben wäre.

Aber ich will Sie nicht nochmals zu einer Antwort „nötigen“. Wir haben uns zivilisiert ausgetauscht – und nicht die Köpfe eingeschlagen. Das kann man, meine ich, so stehen lassen.

Mit freundlichen Grüßen

Harald N***

 

Sehr geehrter Herr N***,

wenn Sie auch der Meinung sind, dass Kritik an der AfD nicht nur legitim ist, sondern auch teilweise berechtigt, da es aus den Reihen dieser Partei zahlreiche nicht hinnehmbare Äußerungen gegeben hat, dann sehe ich eigentlich keinen prinzipiellen Meinungsunterschied zwischen uns, allenfalls einen graduellen in der Bewertung, welche Art und Menge von Kritik angemessen und welche übertrieben ist. Die Angst mancher, das Vierte Reich stehe vor der Tür, bloß weil ein Zehntel der deutschen Wähler für die AfD stimmt, ist gewiss übertrieben. Das können wir in der Tat so stehen lassen.

Mit freundlichen Grüßen, Michael Bittner.

Aus meiner Fanpost (29): Bequeme Feuilleton-Ecke

Lieber Michael Bittner,

Sie ereifern sich aus der bequemen Feuilleton-Ecke heraus über die politischen Auseinandersetzungen über den Gebrauch bestimmter Worte vonseiten der AfD, welche sie leicht als Anhänger national(sozial)istischen Gedankenguts entlarven. Sie nennen dies bloße Provokation und fordern, etwas uneindeutig, dass die Demokraten darauf nicht reflexartig reagieren sollten, der „Kampf (werde) andernorts entschieden“. Das Schauspiel sei zur bloßen Farce geworden.
Der politische Kampf findet aber – und glücklicherweise – „nur“ mit Worten statt. Worte und Argumente sind die Waffen der Politik. Die Wahl der „Waffen“/ Worte entlarven den Sprecher.
Angesichts des bevorstehenden Gedenktages in Dresden möchte ich Sie an den Ihnen gut bekannten Dresdner Victor Klemperer und seine Analyse der Sprache des dritten Reiches -LTI- erinnern, deren Fazit er selbst so zusammenfasste: „Worte sind wie kleine Arsendosen“. Das Volk werde durch ihren steten Gebrauch infiziert und vergiftet.
Wenn wir den Neu-Anfängen wehren wollen, dann ist es die Pflicht der Demokraten, auf den Ursprung und den Zusammenhang solcher Worte hinzuweisen. Es ist eben KEIN Zufall, dass AfD und sonstige Rechte solche Begriffe verwenden. Nur das entlarvt die Sprecher.
Sie haben aber recht, wenn Ihnen das Kolportieren dieser Vorgänge wie eine Farce vorkommt. Dieser Eindruck entsteht aber durch den medialen Widerhall wie eben in Ihrem Kommentar oder in der ziemlich ignoranten Verharmlosung dieser Begriffe durch Prof. Patzelt.

Beste Grüße
Felix ***

Lieber Felix ***,

danke für Ihre Nachricht! Als ich Ihren ersten Satz las, dachte ich schon, ich bekäme es wieder einmal mit einer der PEGIDA-Mails zu tun, wie sie mir so oft ins Haus flattern. Die „Feuilleton-Ecke“ ist gar nicht so bequem, wie Sie glauben, das kann ich Ihnen versichern.

Was Ihre Einwände angeht, so haben Sie nicht ganz verstanden, worum es mir ging. Selbstverständlich ist die Auseinandersetzung um Sprache ein wichtiger Teil der politischen Auseinandersetzung. Dazu gehört auch die Kritik an Wörtern des politischen Gegners, die geeignet sind, Sachverhalte zu verzerren oder Menschen herabzusetzen. Aber: Die Jagd auf historisch vorbelastete Wörter läuft Gefahr, allzu vereinfachend zu verfahren und wird dadurch angreifbar und wirkungslos, bisweilen lächerlich. Wörter erhalten ihre Bedeutung erst aus dem Kontext ihres Gebrauchs. Um einen Gegner zu widerlegen, reicht es nicht, vermeintlich böse Wörter aufzuspüren, man muss das Ganze seines Gedankensystems rekonstruieren, nicht, um herauszufinden, ob es „rechts“ ist, sondern um nachzuweisen, dass es irrig ist. Wer glaubt, er habe einen Rechten schon „entlarvt“, wenn er zeigen kann, dass der Rechte ein Wort benutzt hat, das schon die Faschisten benutzt hatten, der macht sich selbst etwas vor. Denn der Rechte wird einfach grinsend erwidern, bei ihm habe das Wort eine andere Bedeutung als früher.

Nehmen wir ein Beispiel, damit die Sache klarer wird: Es gibt einige Linke, die allen, die das Wort „Volk“ benutzen, vorwerfen, dies zeige schon eine völkische, nationalistische Gesinnung. Wie erwidern die Rechten? Sie zeigen ein Buch von Karl Marx vor, in dem dieser zweifellos wenig völkische Denker ganz positiv vom „Volk“ spricht. Wer wirkt nun bei einer solchen Auseinandersetzung souveräner auf das Publikum? Was wäre besser gewesen? Dem rechten Protagonisten anhand der Gesamtheit von dessen Äußerungen und Taten nachzuweisen, dass er von einer völkischen Ideologie angetrieben wird. Das macht allerdings mehr Mühe als die sprachpolizeiliche Fahndung nach einem bösen Wort.

Ein anderer Aspekt ist vielleicht noch wichtiger: Um den politischen Kampf zu gewinnen, reicht es nicht, den Gegner womöglich treffend zu kritisieren, man muss selbst bessere Ideen überzeugend vertreten. Die Sprachkritik, auf die sich so viele Gegner der Rechten wie besessen konzentrieren, scheint mir auch ein Ausdruck der Ratlosigkeit, was die Artikulation einer eigenen Vision angeht.

Mit freundlichen Grüßen, Michael Bittner

Böse Wörter

Wenn man ein Schauspiel wieder und wieder mit denselben Akteuren vor denselben Zuschauern aufführt, dann wird selbst eine Tragödie unweigerlich irgendwann zur Farce. Jüngst war es wieder soweit: Ein Rechter hat „entartet“ gesagt! Diesmal war’s ein Abgeordneter der AfD im Bundestag. Die anderen Parlamentarier waren pflichtschuldig empört, der Toni Hofreiter von den Grünen sogar ehrlich entrüstet. Die mahnenden Worte ließen nicht auf sich warten: „Entartet“ war eine Kampfphrase der Nationalsozialisten. Sie nannten so nicht nur unliebsame Bilder und Bücher, bevor sie verbrannt wurden. Auch für Menschen war es der erste Schritt zur Vernichtung, von den Nazis als degeneriert bezeichnet zu werden. Auf die Empörung folgte, wie im Drehbuch vorgesehen, die übliche Verteidigung der Rechten: Von „Entartung“ hätten ja nicht bloß die Nazis gesprochen, populär gemacht habe den Begriff sogar ein jüdischer Schriftsteller. Alles ganz harmlos!

Dieser öde, fruchtlose Streit um Wörter wiederholt sich unablässig. Zeigt, wer „völkisch“ sagt, eine ebensolche Gesinnung? Oder ist „völkisch“ einfach das Adjektiv zu „Volk“? Will einer, der heute von „Umvolkung“ spricht, die unter diesem Namen begangenen Verbrechen der Nationalsozialisten in Osteuropa verharmlosen? Oder handelt es sich bei dem Wort, wie auch Professor Werner J. Patzelt meint, nur um den „unverblümten Begriff“ für den Übergang zur Multikulturalität?

Solche Unklarheiten erfüllen einen Zweck. Unter den Politikern wie den Wählern unserer neuen Rechten befinden sich einerseits Klemmnazis, die sich von den alten Faschisten nur dadurch unterscheiden, dass ihnen der Mut fehlt, ihre Gesinnung offen zu bekennen, andererseits aber auch Bürger, die bloß Recht und Ordnung fordern, mit Nazis aber nichts zu tun haben wollen. Provokative Zweideutigkeiten sind ganz nach dem Geschmack jener, verschrecken aber auch diese nicht.

Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache. Es gibt keine Wörter, die an und für sich böse wären. Jeder Versuch, anhand einzelner Phrasen Menschen der Bosheit zu überführen, muss scheitern. Allenfalls Kindern verbietet man einzelne Wörter als pfui. In kindische Streitereien um Wörter sollten Demokraten sich von ihren Gegnern nicht locken lassen. Entschieden wird der Kampf andernorts.

***

Dieser Text erschien zuerst als Kolumne der Rubrik Besorgte Bürger in der Sächsischen Zeitung.

Die unerwünschten Fremden

Das portugiesische Coimbra beherbergt eine der ältesten Universitäten Europas. Vor einer Weile schaute ich sie mir während einer Frühlingsreise durch Portugal aus der Nähe an. Dabei kam ich ziemlich ins Schwitzen. Die Gebäude der Hochschule liegen auf einem Hügel, man muss klettern, um auf den Gipfel der Weisheit zu gelangen. Hat man das geschafft, sieht man in den schmalen Gassen nicht nur viele junge Studenten, sondern auch jede Menge Touristen, die um die historischen Universitätsbauten schwärmen und von ihnen auch.

Auf den ersten Blick scheint alles harmonisch, doch einige Graffiti zeugen von einem gewissen Unbehagen unter den Einheimischen. „Lieber Tourist“, las ich da zum Beispiel an einer Hauswand, „wir fühlen uns wie Tiere im Zoo!“ Ich dachte: Nun ja, mein Bester, wenn man in einem gewaltigen Freilichtmuseum lebt, muss man eben damit rechnen, dass man auch selbst wie ein Ausstellungsstück betrachtet wird. Eine prachtvolle historische Stadt, die sich vor Touristen kaum noch retten kann, gleicht wohl einer sehr anziehend aussehenden Frau, die sich von den unablässigen Komplimenten und Annäherungsversuchen der Männer nicht mehr geschmeichelt, sondern belästigt fühlt. In beiden Fällen ist die Lösung schwierig. Die schöne Frau wird sich trotzdem nicht absichtlich entstellen, die schöne Stadt kann sich kaum bewusst in Hoyerswerda umbauen. Während ich weiter durch die Gassen spazierte, entdeckte ich noch eine weitere Botschaft in der grünen Handschrift desselben Sprühers: „Lieber Tourist, mein Vermieter will mich rausschmeißen, weil du mehr zahlst!“ Und noch ein Stückchen weiter stand an der Außenwand eines Hauses, das gerade von Handwerkern umgebaut wurde: „Hier wohnte einmal jemand!“ Mir leuchtete ein: Es gab noch handfestere, materielle Ursachen für die Abneigung gegenüber Fremden. Offenbar wurden hier gerade die armen Studenten aus ihren Wohnungen geworfen, weil die Vermieter mit Ferienappartments für reiche Touristen aus dem Ausland mehr Geld verdienen konnten. Den Zorn darob verstand ich natürlich. Andererseits: Brachten die Touristen denn nicht auch einiges Geld ins klamme Portugal?

Abends saß ich in Coimbra oft am Platz der Republik vor einer der Studentenkneipen. Die Luft war mild und das Bier war günstig. Abneigung gegen Touristen zeigten weder die jungen Kellner noch die jungen Gäste, die ringsum an den Tischen saßen, aus kleinen Gläsern tranken und lebhaft quatschten. Am Ende des Abends wusste ich stets nicht recht: Soll ich die Freundlichkeit durch reichliches Trinkgeld belohnen? Wirke ich nicht, wenn mir das Geld allzu locker sitzt, wie der arrogante reiche Schnösel aus dem Norden? Oder würden sich die Portugiesen über meine Großzügigkeit freuen, gleichsam als Wiedergutmachung für die Knauserigkeit von Wolfgang Schäuble? Konnte ich mit einem Euro mehr vielleicht die europäische Idee retten?

Wieder zuhause in Berlin musste ich mir solche Fragen nicht mehr stellen, da war ich ja selber arm. Da durfte ich nun wieder über die Zugereiste meckern, die den Bierpreis im guten alten Friedrichshain in astronomische Höhen schnellen ließen. Auch Berlin muss ja mit einem Ansturm von Fremden zurechtkommen. Die werden allerdings eher selten von der historischen Schönheit Berlins angezogen. Berlin gleicht weniger einer besonders schönen Frau als einer, von der weltweit bekannt ist, dass man mit ihr ziemlich unkompliziert Spaß haben kann. Einigen Berlinern ist angesichts der Touristenmassen der Spaß inzwischen vergangen. Auch in Berlin sieht man Graffiti, die mit subtilen Botschaften wie „Berlin hates you!“ wohlhabende Touristen und Zugezogene dazu auffordern, die Stadt umgehend wieder zu verlassen. Gelegentlich werden auch Scheiben eingeworfen oder Autos angezündet.

Bricht sich hier wirklich Zorn von Einheimischen Bahn? Nach meinem Eindruck zeichnen sich ja gerade die autochthonen Urberliner durch eine große Duldsamkeit gegenüber Hinzukömmlingen aus. Im Fernsehen sah ich eine Reportage zum Thema, in der ein alteingesessener Neuköllner Biertrinker gefragt wurde, ob er sich an den vielen zugezogenen Hipstern in seinem Kiez störe, worauf dieser erwiderte: „Wer jetze? Wie heißen die Kollejen? Hipster? Wer is det? Is mir hier noch jar ni so uffjefallen, ehrlich. Nö. Also muss ick sagen, jetz in der Richtung hier, hab ick hier nüscht jesehen weiter, von den Kollejen.“ Mir scheint es sich bei denen, die Stress machen, eher selbst um Zugezogene zu handeln, die es bloß schon etwas früher nach Berlin verschlagen hatte. Diese Leute sind fest davon überzeugt, sie hätten in den Siebzigern, Achtzigern oder Neunzigern Berlin durch ihre Ankunft erst interessant gemacht. Deshalb sehen sie sich nun um die Früchte ihrer harten Arbeit betrogen. Die neuen Zuzügler setzen sich ja einfach ins gemachte Nest und fühlen sich auserwählt, dabei haben sie weder Kohlen geschleppt noch sich mit Bullen geprügelt. Auf mich wirkt diese ganze Sache weniger wie ein Krieg zwischen echten und falschen Berlinern als wie ein Generationskampf unter Exilschwaben.

In der Zeitung las ich derweil davon, dass auch in Spanien Menschen immer militanter gegen Touristen protestieren. In Palma de Mallorca treibt der Anblick von besoffenen Deutschen die Einheimischen dazu, schwarze Fahnen aus dem Fenster zu hängen und „Tourist go home!“ an die Hauswände zu sprühen. Auch in Barcelona fühlen sich Einheimische vom fremden Partyvolk überrollt. Es haben sich paramilitärische Aktionsgruppen gebildet, die sich nicht davor scheuen, Leihfahrräder in ihre Einzelteile zu zerlegen. Maskierte stoppten jüngst einen Touristenbus und versetzten die Fahrgäste in Angst und Schrecken, indem sie die Reifen zerstachen und auf die Windschutzscheibe die Parole sprühten: „Der Tourismus tötet die Stadtviertel“.

Unwillkürlich fiel mir da ein, dass auch in Deutschland vor einer Weile ein Bus mit Fremden von Einheimischen gestoppt und belagert wurde. War das nicht irgendwo in Sachsen? Die Insassen des Busses waren dort allerdings keine Touristen, obwohl sie in einem Bus saßen, der Reisegenuss versprach. Obwohl: In den Augen der Belagerer handelte es sich wohl durchaus um Touristen, um Wohlstandstouristen, die es sich auf Kosten des deutschen Steuerzahlers in Sachsen gemütlich machen wollten. Bei dieser Vorstellung werden einige Sachsen aber immer ungemütlich. Sie werfen dann schon mal Scheiben ein oder zünden Häuser an.

Wir leben wahrlich in merkwürdigen Zeiten: Im Süden werden die Fremden angefeindet, weil sie reich sind, im Norden werden die Fremden angefeindet, weil sie arm sind. Die einen Fremden werden gehasst, weil sie zu viel saufen, die anderen Fremden werden gehasst, weil sie gar nichts saufen und deswegen nicht zur abendländischen Kultur passen. Es ist dieser Tage wohl einfach keine gute Idee, fremd zu sein. Fremde sind bei den Einheimischen gerade überhaupt nicht angesagt, ganz gleichgültig an welchem Ort. Damit ist aber auch die Lösung für das Problem ziemlich klar: Es bleiben ab jetzt einfach alle zuhause! Keiner rührt sich mehr vom Fleck, dann gibt es auch keinen Ärger mehr. Dumm sieht es so bloß noch für Leute aus, die kein Zuhause mehr haben und die deswegen, wo immer sie auch hinkommen, unvermeidlich Fremde sind.

Aus meiner Fanpost (28): Linksextremes Backpfeifengesicht

Guten Morgen Herr Bittner,
bis jetzt habe ich Ihre Kolumnen im Wechsel mit Professor Patzelt immer wieder mal gelesen und zum Teil den Kopf geschüttelt, was ein sich selber Schriftsteller nennender so denken mag.
Mit Ihrem heutigen Beitrag outen Sie sich aber völlig und stellen sich zumindest u n t e r das Niveau Ihrer vermuteten Gegner.
Sie schreiben im letzten Drittel Ihres Beitrages von „ neuen Demagogen bei Ihren geifernden Reden“ und toppen das noch mit den nachfolgenden Sätzen.
Diese ergeben den Sinn, dass deutsche Kultur verschwinden möge und gipfeln mit den seherischen Worten, dass dies auch so eintreten werde.
Ich mache es kurz, Sie lieber Herr Bittner tun mit diesen Sätzen genau das gleiche, was Sie Ihren Gegnern vorwerfen und machen sich damit für mich und viel andere Menschen, die sich noch eine eigene Meinung bilden können, jetzt völlig unglaubhaft.
Sie, lieber Herr Bittner, sind in meinen Augen, ob Sie das wahr haben wollen oder auch nicht, ein links-grüner Extremist und vielleicht auch noch stolz darauf!
Ich persönlich wünsche mir auch eine bessere, gerechtere und friedlichere Welt. Leute wie Sie bewirken (vielleicht unwissentlich) genau das Gegenteil!
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!
Hagen ***

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Hallo liebe Redaktion ,

was ist Ihnen da bloß passiert ? Wie können sie solch eine beschämende Kolumne von Michael Bittner drucken ? Hier werden Andersdenkende , nichts anderes sind  Wutbürger, als Menschen ohne Bildung, welche keine Bücher im Haus hätten , hingestellt.
Nur er als studierter Germanist hat die Bildung , sich mit den Gedichten von Heinrich Heine , auszukennen. In dem Plakat ging es den Bürgern nicht um die Aufarbeitung des Gedichtes, sonder um einen treffenden Ausspruch zum Zeitgeschehen. Man hätte auch auf das Plakat schreiben können, denke ich an die Zukunft von Deutschland, wird mir unwohl !
Herr Bittner schreibt unverholen, alle älteren frustrierten Männer sollen sich miteinander fortpflanzen? In meinen Augen ist das eines angeblich niveauvollem Menschen unwürdig, kulturlos, beschämend. Das dann auch noch in einer mir am Herzen liegenden sächsischen Tageszeitung lesen zu müssen. Schande !!!!

Mit freundlichem Gruß, Jürgen ***

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Sehr geehrte Damen und Herren,

haarscharf schrammt der Artikel am Straftatbestand der Volksverhetzung (§ 130 StGB) vorbei, was nur daran liegt, dass man Demonstranten nicht als „Teile der Bevölkerung“ sieht.
Diese ist juristisch so, was aber nichts daran ändert, dass Herr Bittner Ihr Forum nutzt, um Pegida – Demonstranten (diese sind als Adressaten auszumachen, unterstützt von der netten Zeichnung) aufs Übelste zu beschimpfen, zu beleidigen und Ihnen letztlich das Ableben zu wünschen (anders kann man den letzten Absatz nicht verstehen).
Das Sie dem ein Forum bieten, nicht einschreiten, ist für mich erschreckend. Bedenken Sie die Folgen?
Die Meinungsäusserung Herrn Bittners will und kann nicht dazu beitragen, einen Diskurs auszulösen, aber dazu ist doch Ihre Rubrik gedacht oder?
Vielmehr ist es ein Ausgrenzungs – Diktat, Teile der Bevölkerung nicht nur herabzuwürdigen, besser noch sich ihrer zu entledigen, wenn auch auf dem biolgischen Weg.
Damit wird der Autor, beim Bemühen politisch Andersdenkende mit Nazi – Vokabeln in die übelste Gosse zu schreiben, selbst ein Nazi, Voila!
Kein angenehmes Erlebnis, so etwas in Sachsens führendem Presse – Organ zu lesen.

Freundliche Grüße

Dr. iur. ***

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Sehr geehrte Damen und Herren,

im Bezug auf das beleidigende Geschreibsel des Herrn Bittner habe ich Artikel und Nachrichten der Sächsischen Zeitung zusammengefaßt und ebenso hämisch kommentiert wie das Herr Bittner mit der freien Meinungsäußerung alter, frustierter Männer in seinem Feuilleton getan hat. […]
Was alles so in der Sächsischen Zeitung steht: Ich lese meine Tageszeitung recht gründlich und habe im neuen Jahr schon einiges Verwunderliches gefunden.
Cottbus bekommt keinen Asylanten mehr zugewiesen. Ihre Messer sitzen zu locker und ihnen gefallen die Deut- schen nicht, weil sie zu rechts eingestellt sind und öffentlich protestieren. […]
Die Zahl der Abschiebungen geht immer weiter zurück. Jede zweite Klage eines Asylanten vor Gericht hat Erfolg. […]
Albanische Asylanten plündern in Sachsen Postämter und Gaststätten. Russen bieten über Ebay gestohlene Fahrräder an. Polen und Balten bedienen sich an deutschen Autos. Ein Kasache ersticht einen 14 – jährigen Schüler, weil der dessen Mutter provozierend angeschaut hat. War wohl etwas frühreif das Opfer ? Die Lehrer beklagen sich über zunehmende Gewalt in den Schulen durch Asylantenkin- der, vor allem gegenüber Lehrerinnen. Sie schaffen das nicht mehr. Es wird in den Schulen keine Bildung mehr vermittelt sondern nur noch Integration betrieben. […]
Im Magdeburger Landtag gibt es einen Eklat, weil Lehmann (erinnert mich an die Hahnemann) gesagt hat, das Fernsehen verbreitet eine Ficki ficki – Anleitung an Flüchtlinge, um deren Nachwuchsrate zu erhöhen. Und Herrn Stuppahn von der SPD gefällt das nicht. Ich denke mal, die Asylanten wissen wie es geht. Ich sehe doch, 1 Kind  im Wagen, 1 Kind rechts an der Hand und eins an der linken und das nächste schon unterm Herzen. Es gibt doch Statistiken, die belegen wie sich die Demografie verändern wird, das bald mehr muslimische Kinder geboren werden, als christliche oder konfessionslose. Herr Stuppahn, alle Säugetiere vermehren sich durch, na, na, durch Ficken. Im Wörterbuch wird es mit Hin- und Herbewegen übersetzt. Und die Ficke, das ist die Tasche. Kein Geld in der Ficke heißt kein Geld in der Tasche. Noch nie gehört ? Gut – für einen Landtag ein bißchen derb. Du, du, du Herr Lehmann, nicht wieder sagen.
Da muß ich an einen Ausspruch eines nordafrikanischen Premiers vor der UNO erinnern:….. „Die Bäuche unserer Frauen werden unsere Waffen sein“.
So und nun kommts. Da regt sich ein Feuilletonist, der Gegenpart Prof. Patzelts, über die Verwendung eines Ausspruchs auf. Der ist aber doch zutreffend, auch wenn er etwas aus dem Zusammenhang gerissen wurde. Das wird doch wohl oft getan. Da ist doch völlig uninteressant was Heine noch sagte. Denk ich an Deutschland in der Nacht und so weiter. Und im letzten Satz seines Feuilletons beleidigt er auch noch Menschen und die SZ druckt das entgegen ihres Ehrenkodexes ab. Ich schrieb mal „die Merkeln“ – das wurde mit Hinweis auf diesen Kodex nicht gedruckt. […]

MfG Peter *** aus Zittau

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Einfach nur peinlich! Ein dummer und arroganter Germanist will die Wahrheit für sich beanspruchen und beleidigt andere Menschen in Sachen Allgemeinbildung. Nur leider ist es mit seiner Bildung nicht so weit her, wenn er Heines Gedicht nicht mal bis zu Ende lesen kann. In Sachen Intelligenz reiht sich dieser demagogische Hassprediger Bittner nahtlos ein in seinesgleichen Personenkreis, welcher montags in Dresden als „Gegenprotest“ auftritt. Dieses Häuflein von 20 bis 30 vermummten und versifften Hohlköpfen zeigt immer wieder, wes Geistes Kinder sie sind, wenn sie beim Erklingen der Nationalhymne die „Ehre“ besitzen ausschließlich zu pfeifen!
Es ist eine Schande, wenn eine angeblich unabhängige Tageszeitung einem solchen linksextremen Demagogen wie Bittner immer wieder ein Podium bietet! Viele Leser würden sich wünschen, von diesem Backpfeifengesicht nie wieder etwas zu hören! (Wer andere beleidigt sollte wissen, daß es aus dem Wald herausschallt, wie man hineinruft!).

Mit freundlichen Grüßen
Lutz ***
01612 Glaubitz

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Vielen Dank für die immer wieder erfrischenden Beiträge von Michael Bittner.
Bitte weiter so!!!!

Herzliche Grüße
Heike ***

Alle schon mal da gewesen? Zu Philipp Thers Buch „Die Außenseiter“

Was der Wiener Historiker Philipp Ther mit seinem Buch über die Geschichte von „Flucht, Flüchtlingen und Integration im modernen Europa“ beabsichtigt, bringt er klar selbst zum Ausdruck: „Besonders in Zeiten starker Umbrüche und Verunsicherung kann es erhellend sein, der Gegenwart den Spiegel der Geschichte vorzuhalten. Manche scheinbar unlösbaren Probleme erscheinen als lösbar, wenn man den Blick auf historische Erfahrungen richtet. Die medial vermittelten Aufgeregtheiten relativieren sich, wenn man weiß, dass alles – mehr oder weniger vergleichbar – schon einmal vorgekommen ist.“

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Denk ich an Deutschland

Vor einer Weile hatten einige Wutbürger einen trefflichen Einfall: Sie wollten ihrer Sorge ums Vaterland Ausdruck verleihen und sich dabei auf eine bekannte deutsche Geistesgröße berufen. Der Plan an sich war gut: Tote Dichter können sich nicht wehren, man kann sie ungefragt für die eigene Sache einspannen.

Bloß leider war es um die Bildung der Wutbürger nicht zum Besten bestellt. Da sie keine Bücher im Haus hatten, mussten sie nach Zitaten im Internet fischen. Dort entdeckten sie den Vers „Denk ich an Deutschland in der Nacht, / Dann bin ich um den Schlaf gebracht“ von Heinrich Heine und pinselten ihn prompt auf ihre Pappschilder. Dass sich Heine in seinem Gedicht „Nachtgedanken“ nicht um Deutschland, sondern um seine Mutter sorgt, konnten die Verteidiger der deutschen Kultur nicht wissen. Dazu hätte ihnen ja das Gedicht im Ganzen vor Augen kommen müssen. Hätten sie sich gar ins Werk von Heine vertieft, wären ihnen womöglich auch noch folgende Verse begegnet: „Fatal ist mir das Lumpenpack, / Das, um die Herzen zu rühren, / Den Patriotismus trägt zur Schau / Mit allen seinen Geschwüren.“ Nicht auszudenken!

Wer nicht mit unseren neuen Patrioten fühle, der kenne wohl einfach die deutsche Kultur nicht, so wird neuerdings behauptet. Seltsam, ich habe einen anderen Eindruck: Gerade wer mit der deutschen Kultur vertraut ist, der weiß auch, wie vielfältig, ja zerrissen sie immer war, wie offen für Einflüsse aus aller Welt, wie weit entfernt in ihren besten Vertretern von jeder nationalen Beschränktheit.

Wie kulturlos zeigen sich dagegen jene, die „Kultur“ erniedrigen zur hohlen politischen Kampfphrase, um ihnen verhasste Menschen herabzusetzen und auszugrenzen. Kein Flüchtling, der sich im Sprachkurs mit seinen ersten Sätzen müht, hat die deutsche Sprache je so geschändet wie unsere neuen Demagogen bei ihren geifernden Reden. Sie repräsentieren nichts von dem, was an der deutschen Kultur schätzenswert ist, stattdessen völkische Dummheit, Fremdenhass und Antisemitismus, Spießertum und autoritäre Gesinnung. Das, was sie Kultur nennen, sollten wir nicht bewahren. Das möge verrecken. Und das wird es auch, es sei denn, die Reproduktionsmedizin entwickelt noch eine Methode, wie alte, frustrierte Männer sich miteinander fortpflanzen können.

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Dieser Text erschien zuerst als Kolumne der Rubrik Besorgte Bürger in der Sächsischen Zeitung.