Jahresvorschau 2026

Januar: Zur Feier des ersten Jubiläums seiner Wiederwahl lädt der US-amerikanische Präsident Donald Trump in den neu errichteten, goldenen Ballsaal des Weißen Hauses. Das musikalische Programm wird vom frisch begnadigten Star-Rapper Sean Combs aka. Puff Daddy bestritten, dem Trump in seiner Anmoderation „ein Händchen für Frauen“ bescheinigt. Als „incredible guy from Germany“ wird von Trump persönlich ein Überraschungsgast aus Deutschland angekündigt: Es ist Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner, der die Bühne jedoch nicht betritt, da er sich vor Aufregung eingenässt hat. Insgesamt ist die Zahl der Besucher jedoch kleiner als erwartet, auch Trumps Ehefrau Melania taucht nicht auf. Der Präsident schließt das Programm mit einer Rede ab, die jedoch von vielen als uninspiriert wahrgenommen wird. Für einen kurzen Moment der Heiterkeit sorgt nach zweieinhalb Stunden eine lahme Ente, die vor den Fenstern des Saales über den Rasen humpelt. Die letzten verbliebenen Gäste verlassen die Feier, als Donald Trump mitten in einer Tirade gegen „Sleepy Joe Biden“ am Rentnerpult einnickt.

Februar: Friedrich Merz reist zu einem Staatsbesuch nach Botswana, um mit Präsident Mokgweetsi Masisi über dessen Vorschlag zu verhandeln, 20000 Elefanten nach Deutschland umzusiedeln. Bei einem Freundschaftsbesuch in einem kleinen Dorf nahe der Hauptstadt wird Friedrich Merz zum Essen eingeladen: Waisenmädchen haben aus den besten Früchten der letzten Ernte mehr als ein Dutzend einheimische Spezialitäten für den Bundeskanzler zubereitet. „Na, da ist mir Grünkohl mit Pinkel aber tausendmal lieber!“, ruft Merz lachend in die Kameras der Weltmedien, nachdem er nach drei Bissen seinen Teller wieder von sich geschoben hat. „Aber immerhin bin ich nicht selbst im Kochtopf gelandet!“ In der Heimat wird prompt der Vorwurf mangelnder politischer Sensibilität laut, den Friedrich Merz jedoch zurückweist: „Ich werde weiter ein Bundeskanzler bleiben, der Klartext spricht und sich von der politischen Korrektheit keinen Maulkorb anlegen lässt! Mir ist nur wichtig, dass die Menschen hinter mir stehen!“ Eine Umfrage am Ende des Monats ergibt, dass noch vier Prozent der Deutschen mit der Arbeit ihres Kanzlers zufrieden sind.

März: Sensation bei der Oscar-Verleihung in Hollywood: Erstmals gewinnt ein von Künstlicher Intelligenz produzierter Film – nicht nur in einer Kategorie, sondern in allen. Da an dem Film keine Schauspieler, kein Regisseur, kein Drehbuchautor, kein Kameramann, kein Musiker und auch sonst überhaupt kein Mensch beteiligt war, kann niemand die Bühne betreten und eine tränenreiche oder aufrüttelnde Dankesrede halten. Die sonst dreieinhalbstündige Gala endet in diesem Jahr daher schon nach fünfzehn Minuten, was das anwesende Publikum mit Erleichterung aufnimmt. Der Gewinnerfilm Two Hearts, One Destiny erzählt die berührende Geschichte eines einsamen Staranwalts in New York, der sich in seine puerto-ricanische Haushälterin verliebt und ihr gegen alle Widerstände vor Gericht ein Bleiberecht erkämpft. Unter Filmkritikern ist die Verwunderung über die Entscheidung der Mitglieder der Filmakademie groß, bis sich herausstellt, dass man auch die Wahl der Gewinner diesmal der Künstlichen Intelligenz überlassen hat.

April: Immer verzweifelter kämpft die im vergangenen Jahr aus dem Bundestag ausgeschiedene FDP um Aufmerksamkeit. Seit Monaten beklagt der weithin unbekannte Parteivorsitzende Christian Dürr, die Liberalen würden von den Medien auf unfaire Weise ignoriert. Nun macht er mit einer ungewöhnlichen Aktion auf sich aufmerksam: Dürr klebt mitten in Berlin seinen G-Klasse-Geländewagen auf einem Radweg fest und blockiert damit zugleich den Zugang zu einer Kindertagesstätte. Den alarmierten Vertretern der Hauptstadtpresse verkündet er durch das halboffene Fester, er habe sich im Fahrzeug eingeschlossen, werde ausharren und sich ausschließlich von Champagner und Austern ernähren, bis man ihn endlich wieder einmal zu Markus Lanz einlade. Der Erfolg bleibt jedoch aus. Schon am nächsten Tag findet sich kein Journalist mehr ein, nur die Kindergartenkinder nutzen das Fahrzeug als Kletterburg. Nach vier Tagen wird Christian Dürr im Auftrag des Ordnungsamtes von einem Abschleppdienst mit seinem Fahrzeug auf ein Gelände am Stadtrand transportiert.

Mai: Die Polarisierung innerhalb der deutschen Bevölkerung schreitet weiter voran. Bei ihrer Jahrestagung spaltet sich von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie nach heftigem Streit die Mykologische Gesellschaft Deutschlands ab. Auf dem Kongress soll eigentlich die Entscheidung über den Pilz des Jahres 2026 getroffen werden, doch die Debatte endet ergebnislos im Eklat. Während eine Hälfte der Mitglieder sich energisch für den Weißvioletten Dickfuß ausspricht, votiert die andere Hälfte leidenschaftlich für den Schönvioletten Klumpfuß. Der Streit wird bald auch im Internet ausgetragen, weil verschiedene Pilzfluencer in den sozialen Medien für die eine oder andere Seite Partei ergreifen. Als es schließlich sogar zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Gruppen von Pilzsammlern in Wäldern in ganz Deutschland kommt, sieht sich das Bundesumweltministerium gezwungen, das Sammeln von Pilzen bis auf Weiteres zu verbieten.

Juni: Nachdem der Tiergarten Nürnberg im vergangenen Jahr mit seiner Entscheidung, zwölf Paviane zu töten, um eine Überfüllung des Affengeheges zu vermeiden, für laute Proteste von Besuchern und Tierschützern gesorgt hatte, geht Zoodirektor Dag Encke in diesem Jahr einen neuen Weg. „Die Population hat sich wie von mir befürchtet schon wieder über das gesunde Maß hinaus erhöht“, erklärt Encke bei einer Pressekonferenz. „Entnahmen werden auch in diesem Jahr nicht zu vermeiden sein. Um die Akzeptanz bei unseren Besuchern zu verbessern, werden wir die eingeschläferten Paviane diesmal aber zu Nürnberger Rostbratwürsten verarbeiten.“ Die Aktion ist ein voller Erfolg. „Ich fand die Paviane natürlich auch lebendig putzig“, so eine anfangs skeptische Besucherin nach einer Kostprobe im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. „Aber wenn die Tiere schon wegmüssen, dann ist es doch gut, dass sie jemand isst, der sie mag.“

Juli: Die Fußballweltmeisterschaft in den USA, Kanada und Mexiko endet mit einer Überraschung. Beim Finale im MetLife Stadium in East Rutherford, New Jersey, sichert sich die Gastgebermannschaft aus den USA den Titel mit einem 13:1 gegen das Team aus Curaçao. Während des gesamten Turniers waren immer wieder Vorwürfe lautgeworden, Präsident Donald Trump habe seiner Nationalmannschaft den Einzug ins Finale mit unlauteren Mitteln gesichert. Vor jedem Spiel der USA waren die besten Spieler der gegnerischen Mannschaft von maskierten Agenten der Einwanderungsbehörde ICE verhaftet und für genau 120 Minuten an unbekannten Orten verhört worden. Forderungen aus den betroffenen Ländern, gegen diese Praxis Protest einzulegen, wies FIFA-Präsident Gianni Infantino strikt zurück. „Ich bleibe dabei: Der Sport darf sich in die Politik nicht einmischen“, so der Italiener. „Da bin ich mir mit meinem sehr guten Freund Donald Trump völlig einig.“

August: Wie von vielen Experten zuvor befürchtet, erfüllt der im vergangenen Jahr beschlossene Freiwillige Wehrdient die Erwartungen nicht. Nur wenige junge Männer melden sich nach der Musterung zum Dienst an der Waffe. „Ich bin an sich schon bereit, Deutschland zu verteidigen“, äußert im Interview mit dem ZDF der achtzehnjährige Leon-Luca Schmidt aus Paderborn. „Aber das müsste heutzutage doch auch im Home-Office möglich sein? Sie konnten mir im Karrierecenter der Bundeswehr auch nicht versprechen, dass auf meine Glutenunverträglichkeit Rücksicht genommen wird.“ Um die notwendige Kriegstüchtigkeit dennoch zu erreichen, schlägt Boris Pistorius eine Gesetzesverschärfung vor. „Wir bleiben weiterhin klar beim Prinzip der Freiwilligkeit“, versichert der Verteidigungsminister. „Allerdings werden wir in den Wohnungen von jungen Männern, die sich nicht freiwillig zum Dienst melden, die Internetgeschwindigkeit unter die Pornografieschwelle drosseln. Wir sind überzeugt davon, dass das freie W-LAN in unseren Kasernen dann an Attraktivität gewinnt.“

September: Vor den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern steht das BSW in Umfragen in beiden Ländern nur noch bei 4 Prozent. Da bringt sich die Parteigründerin Sahra Wagenknecht noch einmal durch einen Vorstoß zum Krieg in der Ukraine ins Gespräch. Sehr überraschend fordert Wagenknecht erstmals Waffenlieferungen – allerdings an Russland. „Der Krieg in der Ukraine wird erst enden, wenn Russland seine berechtigten Interessen durchgesetzt hat“, so Wagenknecht in einem Interview mit dem Magazin Compact. „Darum ist es objektiv dem Frieden förderlich, wenn wir alles tun, um den Sieg Russlands zu beschleunigen. So endet das Leid der Menschen schneller.“ Bei den Wahlen scheitert das BSW dennoch an der Fünfprozenthürde. Großer Wahlsieger ist die AfD, die in beiden Bundesländern die absolute Mehrheit gewinnt. Sie hatte den Ostdeutschen im Wahlkampf zehn Liter Freibier pro Kopf und den Austritt aus der BRD versprochen.

Oktober: Ein neuer Kunstraub erschüttert den ohnehin schon gebeutelte Louvre in Paris. Mit der Mona Lisa von Leonardo da Vinci ist dem Staatsmuseum nun auch noch sein berühmtestes Gemälde abhandenkommen. Nach ersten Ermittlungen der Polizei gingen die Verbrecher genial und perfide zugleich vor. Zwei Diebe betraten, verkleidet als Putzkraft und Pizzabote, während der regulären Öffnungszeiten das Gebäude. Während der erste unter dem Vorwand, er müsse mal das Panzerglas wienern, die Mona Lisa von der Wand holte, verstaute der zweite sie in einem leeren Pizzakarton. Den ausgelösten Alarm hielten die meisten Besucher für einen besonders unangenehmen Klingelton von deutschen Touristen. Die beiden Trickdiebe entkamen mit ihrer Beute daraufhin unerkannt. Präsident Emmanuel Macron wies alle Kritik, der Staat schütze seine Kulturgüter nicht ausreichend, energisch zurück: Gegen eine Heimtücke wie in diesem Fall sei jede Vorsicht machtlos.

November: Bei den Zwischenwahlen in den USA erlebt die Republikanische Partei eine verheerende Niederlage. Die Demokraten erobern beide Kammern des Kongresses zurück. Präsident Donald Trump erklärt in 27 nächtlichen Posts auf der Plattform Truth Social, ein gigantischer Wahlbetrug habe stattgefunden und er werde die Demokratie mit allen Mitteln verteidigen. Schon am kommenden Tag befiehlt er die vollständige Abriegelung der Hauptstadt Washington, um die Ankunft der neugewählten Abgeordneten zu verhindern. Da die meisten Staatsbediensteten jedoch wegen einer neuerlichen Haushaltssperre seit Monaten keine Gehälter mehr erhalten haben, werden Trumps Anweisungen nur nachlässig befolgt und die Abgeordneten können schon bald alle wie geplant vereidigt werden. Der Präsident erklärt in einem Wutanfall seinen Rücktritt und will eine neue Karriere als Profi-Golfer beginnen.

Dezember: Die Chefin der Deutschen Bahn Evelyn Palla, die 2025 die Nachfolge des glücklosen Vorgängers Richard Lutz angetreten hatte, zieht eine positive Bilanz des Jahres. Die Pünktlichkeit der Fernzüge habe sich im Vergleich zum Vorjahr um 22 Prozent verbessert. Ausschlaggebend sei die Erneuerung von Schienen und Weichen gewesen, aber auch ein persönlicher Faktor: „Ich habe allen Lokführern einen Brief geschrieben, sie gebeten, sich doch mal ein bisschen zu beeilen, und eine Packung Mon Chérie beigelegt“, so die Vorstandsvorsitzende. Vor Weihnachten kämen sogar flächendeckend zusätzliche Züge zum Einsatz. Sie gebe hiermit eine noch nie dagewesene Pünktlichkeitsgarantie: „Alle werden zu den Feiertagen zu ihrer Familie kommen und niemand zu spät!“ Die Resonanz auf das Versprechen ist in der Bevölkerung verhalten. Viele Menschen, denen nun eine entscheidende Ausrede dafür wegfällt, ihre Verwandten nicht sehen und deren politische Theorien nicht anhören zu müssen, zeigen sich verärgert. Eine Online-Petition, die Bahnchefin wieder abzusetzen, erreicht schnell mehr als sieben Millionen Unterschriften. Noch vor Silvester kommt Evelyn Palla mit ihrem Rücktritt einer Entlassung zuvor.

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