Noch immer wollen einige nicht glauben, dass der Sozialismus einst doch noch den Sieg davontragen wird. Diese Menschen könnte eine Nachricht aus Sachsen eines Besseren belehren: Der privaten Mitteldeutschen Regiobahn kamen jüngst durch technische Mängel ihre Züge abhanden, fast kam der Verkehr zum Erliegen – und für Rettung sorgten Waggons der Deutschen Reichsbahn!
Diese späte Rache des Volkseigentums fügt sich gut in die Erfolgsgeschichte der Privatisierung der Deutschen Bahn. Schon die Anfangsidee war genial: Man wandle die Bahn in ein kommerzielles Unternehmen um, damit später die deutschen Bürger einmal an der Börse Aktien eines Betriebes kaufen, der ihnen schon immer gehörte. Bei der Telekom war dieser Clou ja schon einmal gelungen. Bei der Bahn klappte es bislang damit noch nicht so ganz, aber immerhin gibt es nun Wettbewerb auf der Schiene durch private Bahnunternehmen. Die können allerdings auf der gleichen Schiene auch nichts anderes machen, als Züge pünktlich von A nach B zu fahren. Profit lässt sich nur herausschlagen, indem man an Menschen und Material spart. Da bleibt so mancher auf der Strecke.
Aber immerhin herrscht nun ein erfrischendes Durcheinander. Um von Unterpoppelwitz nach Oberpoppelwitz zu kommen, wird man zum Kunden dreier verschiedener Verkehrsunternehmen. Da fährt schon mal der Anschlusszug davon und lässt die Kunden des Gegners im Regen stehen. Und während man in der Mittelpommerschen Bimmelbahn Tickets nur im Zug kaufen kann, wird man im Zentralmecklenburgischen Verkehrsverbund als Betrüger angezeigt, wenn man vorm Einsteigen noch keine Karte erworben hat. Über die tausend verschiedenen Tarife wissen oft nicht einmal die Schaffner Bescheid. Nur billiger wurde ganz sicher nirgendwo etwas.
Gibt es vielleicht Bereiche der Gesellschaft, die zu wichtig sind, um sie der Privatwirtschaft zu überlassen? Das Gesundheitswesen etwa und die Bildung, die Autobahnen und die Post? Felder, auf denen die Konkurrenz des Marktes keinen Fortschritt bewirkt, sondern bloß einen Wettlauf nach unten, der Löhne und Leistungen gleichermaßen verschlechtert? Was wäre dann gegen solch verfehlte Privatisierungen zu tun? Ich glaube fast, die Antwort wäre – hol mich der Teufel! – die Vergesellschaftung von Produktionsmitteln.
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Dieser Text erschien zuerst als Kolumne der Rubrik Besorgte Bürger in der Sächsischen Zeitung.