Die rechten Versager

Mit nichts Geringerem als einem „vollständigen Sieg“ dürfe sich die Alternative für Deutschland zufrieden geben, verkündete unlängst ihr Vorkämpfer Björn Höcke. Erst wenn die Partei die Alleinherrschaft errungen habe, sei ihr Ziel erreicht. Nun scheint zurzeit die absolute Mehrheit aber noch nicht zum Greifen nah, im Gegenteil, die Umfrageergebnisse werden immer trüber. Derweil feiern andere rechtsradikale Parteien in Europa große Wahlerfolge. Sind die Deutschen etwa immun gegen die Verlockung? Nein, ich fürchte, die Rechtsalternativen stellen sich bloß zu blöd an.

Gab’s denn nicht in Deutschland mal einen, der seine Partei tatsächlich zum vollständigen Sieg führte? Der hat sogar ein Buch geschrieben, in dem die neuen Rechten nachlesen könnten, wie es klappt. Sie sind wohl zu faul dazu, aber ich helfe gerne. Zunächst einmal gilt die Regel: Es kann nur einen geben. Was soll der Quatsch bei der AfD mit mehreren Parteisprechern und Spitzenkandidaten? So etwas führt immer zu Querelen. Ein charismatischer Führer muss her, der unangefochten Befehle erteilt.

Die zweite Regel: Wenn man das verhasste „System“ der liberalen Demokratie loswerden will, darf die eigene Partei nicht selbst vom demokratischen Ungeist infiziert sein. Auf den Parteitagen der AfD aber gibt’s Chaos und kleinliche Debatten wie bei der Vereinssitzung der Schrebergärtner. Dabei sollte da einfach nur gejubelt werden, um das Bild völliger Geschlossenheit zu vermitteln.

Dritte Regel: Verzichte auf ein allzu konkretes Programm! Denn damit bindest du dich unnötig und vergraulst einen Teil der Wähler. Viel besser ist es, allen vage alles zu versprechen. Doch die Spießbürger von der AfD schreiben auf, welchen Sozialabbau sie planen. Da durchschaut der kleine Mann doch gleich den Schwindel, auf den er reinfallen soll!

Vierte Regel: Du sollst deine Wähler nicht mit verschiedenen Feindbildern verwirren! In der AfD aber tummeln sich Antisemiten neben Islamhassern. Mit der Machtergreifung wird es aber sicher nichts, solange noch nicht einmal geklärt ist, ob die Muslime die hassenswerteren Volksschädlinge sind oder doch immer noch die Juden.

Es geht wirklich bergab mit dem deutschen Volke. Die deutschen Faschisten sind nicht einmal mehr in der Lage, einen ordentlichen Faschismus hinzubekommen. Wenn das der Führer wüsste!

***

Dieser Text erschien zuerst als Kolumne der Rubrik Besorgte Bürger in der Sächsischen Zeitung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert