Seit Jahrzehnten wird unter Linken ein Streit ausgetragen. Es geht um die Frage: Ist eine marxistisch fundierte Klassenpolitik noch zeitgemäß, oder muss sie durch eine Politik ersetzt werden, die verschiedene Gruppen von Subalternen im Kampf gegen Diskriminierung zusammenführt? Sollte es vor allem darum gehen, die Eigentums- und Produktionsverhältnisse zu ändern? Oder überschätzt eine solche Strategie die Bedeutung der Umverteilung im Vergleich zur gesellschaftlichen Anerkennung? Die Wahlsiege von „Rechtspopulisten“ wie Donald Trump haben den Ton in der Debatte noch einmal verschärft: Oft war in den vergangenen Jahren die These zu hören, eine Identitätspolitik, die beständig nur um sexuelle und kulturelle Fragen kreise, sei schuld daran, dass traditionelle Linkswähler aus der Arbeiterschicht zu den Rechten überlaufen. Der Wiener Publizist Robert Misik unternimmt in seinem Buch „Die falschen Freunde der einfachen Leute“ den Versuch, die Debatte von Vereinfachungen und falschen Entgegensetzungen zu befreien.