Eine Stunde Null ist nicht zu erkennen. Über Ralf Rothmanns „Die Nacht unterm Schnee“

Gibt es vollkommene Erzähler? Wenn ja, dann ist der Schriftsteller Ralf Rothmann nahe daran, einer zu sein. Rothmann schreibt in seinen Geschichten und Romanen eine unwiderstehlich rhythmische Prosa, ist ein Meister des knappen, eindringlichen Dialogs, kennt die menschliche Psyche bis auf den Grund und schildert die Wirklichkeit so genau und anschaulich, dass sie – ohne alle plumpe Symbolik – mit tiefem Sinn erfüllt scheint. Berühmt geworden ist Rothmann mit Romanen wie „Stier“, „Flieh, mein Freund!“ und „Hitze“. In ihnen wird vom Alltag der sogenannten kleinen Leute erzählt, von der Ödnis der Arbeit, aber auch von den Ausbrüchen in verzweifelten Exzess. Dabei tritt als Erzähler oft ein junger Mann auf, der sich vom proletarischen Milieu in die Welt der Bohème begibt. Dass Rothmann kennt, worüber er schreibt, ist jeder seiner Zeilen anzumerken. Er wurde 1953 in Schleswig geboren, ist im Ruhrgebiet aufgewachsen und zog später nach Westberlin. Bevor er sein Brot als freier Schriftsteller verdienen konnte, arbeitete er unter anderem als Maurer, Koch und Krankenpfleger. Die jüngsten Bücher Rothmanns sind ein Wagnis.

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