Ideologie ist wie Mundgeruch – immer das, was nur die anderen haben. Das Bonmot des britischen Literaturwissenschaftlers Terry Eagleton ist inzwischen zum geflügelten Wort geworden. Es beschreibt ein allgemeines Elend im gegenwärtigen Umgang mit dem Wort „Ideologie“. Wurde es früher noch in sinnvoller Weise verwendet als Bezeichnung für das notwendig verkehrte Denken einer verkehrten Gesellschaft bei Marx oder bei Karl Mannheim als Synonym für das „Rechtfertigungsdenken“, das Intellektuelle herrschenden Regimen liefern, verwerfen heutzutage viele nur noch eben die politischen Anschauungen als „Ideologie“, die der Gegner hat. Besonders in der Rechten ist solcher besinnungslose Wortgebrauch in Mode. Es verwundert nicht, dass Thilo Sarrazin sich mit seinem neuesten Buch Die Vernunft und ihre Feinde am Feldzug gegen das vermeintlich „ideologische Denken“ beteiligt.