Am Anfang dieses Jahres hatte mein Kollege Heiko Werning eine gute Idee: Warum nicht eine literarische, satirische Anthologie zusammenstellen, um all jene Autorinnen und Autoren zu versammeln, die den Ausbrüchen von Antisemitismus nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023 in Israel etwas entgegensetzen wollen? Die anschreiben wollen gegen die Gleichgültigkeit und die – heimliche oder offene – Sympathie mit den Judenmördern, die es gerade auch in der Kulturszene gibt? Verleger Volker Surmann vom Satyr Verlag zeigte sich sofort offen für das Projekt – obwohl auch ihm klar war, dass ein solches Buch nicht nur auf Zustimmung träfe, sondern auch auf Hass. Die Schriftstellerin Lea Streisand steuerte nach ihrer Zusage als Mitherausgeberin nicht nur den Titel des Buches, prominente Beiträgerinnen und Beiträger sowie hervorragende eigene Texte bei, sondern auch viele Ideen aus der sehr persönlichen Auseinandersetzung mit ihrer jüdischen Familiengeschichte. Dass auch ich als Mitherausgeber an der Entstehung dieses Buches mitwirken konnte, war mir eine Ehre. Auch ich konnte einige wertvolle Kollegen überzeugen, sich an dem Projekt zu beteiligen. Inhaltlich lag mir besonders die politische Bedeutung des Themas am Herzen. Wie nicht anders zu erwarten, waren auch wir drei nicht immer einer Meinung und führten schwierige Debatten, wie sie auch die Gesellschaft führt: Was ist Antisemitismus? Wie lässt er sich kritisieren, ohne sich als Kritiker für immun und überlegen zu erklären? Darf man sich über Judenhass lustig machen oder verharmlost man ihn damit? Wie kritisiert man hasserfüllten Antizionismus, ohne den Eindruck zu erwecken, man stünde auf der Seite der rechtsradikalen Regierung Netanjahus? Wie schreibt man über linken und islamistischen Antisemitismus, ohne rechten Ressentiments Futter zu geben? Wir waren auch am Ende nicht in allen Fragen einer Meinung – aber das ist auch gar nicht nötig. Unser Vorwort spiegelt unsere Debatte und stellt die Grundgedanken vor, denen wir gefolgt sind. Das Buch ist am Ende doppelt so dick geworden, als wir eigentlich geplant hatten. Viel mehr Menschen als anfangs erhofft haben sich beteiligt. Dafür sind wir dankbar. Zu Autorinnen und Autoren aus der Lesebühnenszene und der komischen Literatur sind viele weitere Schreibende anderer Genres gekommen, dazu auch Menschen aus der Musik und dem Kabarett. Stolz sind wir auch auf die vielen Cartoons, die dem Buch noch mehr Farbe und Witz geben. Alle Beiträge haben gemein, dass sie das Thema nicht wissenschaftlich trocken oder journalistisch angehen, sondern literarisch, persönlich und pointiert. Ob das Buch gelungen ist, können jetzt natürlich nur die Menschen entscheiden, die es lesen. Mögen es viele sein! Das Buch erscheint am 2. September.
Mit Beiträgen von: Ahne, Ramona Ambs, Mareike Barmeyer, Christian Bartel, Katja Berlin, Michael Bittner, Bov Bjerg, Annika Blanke, Samy Challah, Henning Christiansen, Franz Dobler, Danny Dziuk, Fritz Eckenga, Hartmut El Kurdi, Alexander Estis, Jan Feddersen, Leo Fischer, Flix, Stefan Gärtner, Katharina Greve, Thomas Gsella, Olaf Guercke, Teresa Habild, Hauck & Bauer, Franziska Hauser, Uli Hannemann, Ruth Hebler, André Herzberg, Björn Högsdal, Roman Israel, Jess Jochimsen, Dimitrij Kapitelman, Karsten Krampitz, Christian Kreis, Andreas „Spider“ Krenzke, Björn Kuhligk, Ariane Lemme, Charles Lewinsky, Fabian Lichter, Markus Liske, Clint Lukas, Julia Mateus, Manfred Maurenbrecher, Til Mette, Anselm Neft, Rattelschneck, Jessica Ramczik, Susanne M. Riedel, Leo Riegel, Michael Ringel, Stefanie Sargnagel, Bettina Schipping, Richard Schuberth, Lea Streisand, Dana von Suffrin, Volker Surmann, Klaus Stuttmann, Mark-Stefan Tietze, Bodo Wartke, Peter Wawerzinek, Benjamin Weissinger, Ella Carina Werner, Heiko Werning, Elke Wittich, Harriet Wolff, Tim Wolff, Miriam Wurster, Erica Zingher