Zum würdigen Leben gehört mehr als nur soziale Gerechtigkeit. Eine andere Bedingung ist die Identität. Die soziale Gerechtigkeit muss gegen Kapital und Konzerne errungen werden – aber die Identität gegen die Migration. Das Thema ist für die Linken gefährlich: In der Theorie soll doch der Ausländer ein Freund sein. Aber in der Wirklichkeit ist die Einwanderung ein Quell der Sorge. Wenn die Aufgabe einer linken Regierung die Solidarität mit der arbeitenden Bevölkerung ist, dann gehört dazu auch der Schutz der Heimat.
Vielleicht sollte Herr Augstein seine Kolumnenreihe umbenennen in „Im Zweifel rechts“.
Angesichts der Tatsache, dass in Fragen der sozialen Gerechtigkeit dicke Bretter gebohrt werden müssen, z. B. beim sozialen Wohnungsbau oder bei der Chancengleichheit in der Bildung, kommt mir das Gerede von der Heimat, die nicht einmal genauer definiert wird, und dieses stigmatisierende Othering der Migranten wie ein Ablenkungsmanöver vor.
Mir auch. Leider ist diese Art der national-sozialen Agitation zur Zeit erfolgreich und wird es wohl noch lange bleiben.
Vielleicht dämmert manchem Linken, dass man nicht gleichzeitig unkontrollierte Zuwanderung und großzügige soziale Sicherungssysteme haben kann.