Ist die AfD die neue Arbeiterpartei? Mit Bangen stellen sich immer mehr Linke diese Frage. Die rechten Agitatoren bejahen sie selbst längst triumphierend. Die Frage rührt schmerzvoll an die Wurzel des linken Selbstverständnisses. Seit dem 19. Jahrhundert verstehen sich Sozialisten und Kommunisten als politische Vertreter des Proletariats. Würde das sich dauerhaft von der linken Bewegung abwenden, wäre ihr der wichtigste Antrieb genommen. Der Hinweis, die AfD habe Wähler in allen sozialen Schichten und werde von Männern aus dem Mittelstand und der gesellschaftlichen Elite angeführt, kann nicht beruhigen. Bei der letzten Bundestagswahl stimmten bereits 21 Prozent der Arbeitenden und Arbeitslosen für die AfD. Und bei den Landtagswahlen im Osten Deutschlands gelang der AfD das, was der FPÖ in Österreich schon längst gelingt: Sie wurde unter Arbeiterinnen und Arbeitern stärkste Partei. Gerade stimmten in Thüringen 39 Prozent der Arbeiter für die Faschisten um Björn Höcke.
Zitat: „Ein fatales Dilemma sprechen jedoch auch diese beiden Autoren nicht an: Der einzige Weg, die »soziale« Selbstdarstellung der AfD unwiderlegbar als Lüge zu entlarven, bestünde darin, sie in der Regierung ihre Versprechen brechen zu lassen. Eine solche Machtübernahme aber kann sich kein vernünftiger Mensch wünschen.“
Selbst wenn diese Entlarvung erfolgen würde, würden die kritikimmunisierten AfD-Anhänger sofort mit der Ausrede kontern, die anderen Parteien seien auch nicht besser. Diese Entgegnung findet man ja bereits in den Apologien für die bereits regierenden Rechtsradikalen in anderen Ländern sehen, z. B. wenn es um Trump geht. In der Philosophie nennt so etwas, glaube ich, „radikaler Konstruktivismus“.
Stimmt wahrscheinlich. Wobei hier wohl schlicht das Freund-Feind-Denken triumphiert, dass der eigenen Partei alles Üble verzeiht und an der feindlichen nichts Gutes gelten lässt.