Alle Jahre wieder erregt sie die deutsche Öffentlichkeit: die Ostdebatte. Jahrestage bieten den notwendigen Anlass oder auch Bücher wie jüngst die Streitschrift »Der Osten: eine westdeutsche Erfindung« des Leipziger Literaturprofessors Dirk Oschmann. Menschen in der früheren DDR beklagen sich darüber, benachteiligt und missachtet zu werden. Westdeutsche geben sich überrascht von einem Zorn, den sie weder verstehen noch besänftigen können. Die Sonntagsredner der Republik schlagen schließlich vor, es solle doch mehr miteinander geredet werden, um den innerdeutschen Riss zu kitten. Seltsamerweise vertiefen solche Gespräche den Gegensatz aber oft, statt ihn aufzuheben, womöglich, weil sie erst deutlich machen, dass es Wunden gibt, die nie heilen werden, Unrecht geschehen ist, das sich nicht wieder gutmachen lässt.