Micha’s Lebenshilfe (33)

Wenn man sich auf Reisen begibt, dann sollte man stets eine kosmetische Schere mit sich führen, da es immer passieren kann, dass man nach einem Tag plötzlich gewahr wird, wie einem Haare aus der Nase sprießen, woraufhin man sich in einen Drogeriemarkt begibt, in dem man aber beim Anblick des Preisschildes “Nagelschere – 19,95 Euro” erschrocken wieder kehrt macht, um in einer Filiale der Schreibwarenkette McPaper stattdessen eine Kinderbastelschere zum Preis von 2,95 Euro zu kaufen, die ihre Aufgabe zwar auch erfüllt, dabei aber recht unangenehme Schmerzen verursacht.

[Die älteren Beiträge dieser Reihe kann man im Blog der Lesebühne Sax Royal finden.]

Zitat des Monats Oktober

Nach dem Völkerschlacht-Spektakel am Sonntag in Leipzig ist massive Kritik an den Veranstaltern laut geworden. Viele der rund 35.000 Besucher beschwerten sich über die mangelhafte Organisation, lange Staus bei der An- und Abreise oder eine schlechte Sicht auf das Kampfgeschehen. Einige forderten sogar ihr Eintrittsgeld zurück.

Leipziger Volkszeitung

„Wir trainieren für den Kapitalismus“ – Buchpremiere in Dresden und Leipzig

Micha + Cover

Am Mittwoch (23.10.) wird gefeiert: Ich stelle ich mein Buch Wir trainieren für den Kapitalismus mit einer Lesung in den Räumen des Verlags edition AZUR (Hechtstraße 30) in Dresden vor. Zu hören gibts aber nicht nur Geschichten aus dem Buch und andere Texte. Als besonderer musikalischer Gast wird Freund und Kollege Max Rademann auch noch einige Lieder spielen. Und dann wird getrunken. Los gehts um 20 Uhr.

Am Donnerstag (24.10.) erlebt das Buch Wir trainieren für den Kapitalismus dann seine Premiere in Leipzig. Zu hören gibt es auch hier einige der Geschichten aus dem Buch und ein paar neue Texte. Ich freue mich, dass mein Freund und Kollege Roman Israel mich bei dieser Lesung unterstützt und mit mir lesen wird. Los gehts um 20 Uhr in der Wärmehalle Süd.

Termine der Woche

Am Dienstag (15. Oktober) bin ich einer der Autoren beim beliebten Saalslam in Berlin-Neukölln. Den Dichterwettbewerb moderieren wie immer Maik Martschinkowsky und Tilman Birr. Los gehts um 20:30 Uhr im Heimathafen Neukölln.

Am Donnerstag (17. Oktober) lese ich als Gastautor bei der Berliner Lesebühne Chaussee der Enthusiasten. Die beginnt um 20:30 Uhr im Badehaus Szimpla Musiksalon auf dem RAW-Gelände in Friedrichshain.

Am Freitag (18. Oktober) bin ich zum ersten Mal Gast bei der Lesebühne Schkeuditzer Kreuz in Leipzig. Mit dabei sein werden auch Franziska Wilhelm, Hauke von GrimmMichael Schweßinger und Kurt Mondaugen. Zum Leipziger Literarischen Herbst wird diesmal besonders die Völkerschlacht textlich bearbeitet. Los gehts um 20:30 Uhr im Kulturcafé Plan B.

„Wir trainieren für den Kapitalismus“ ist erschienen

Frisch erschienen und zum Kaufe feil ist seit dem 10. Oktober mein Buch Wir trainieren für den Kapitalismus. Es enthält eine Auswahl der besten komischen Geschichten aus den letzten Jahren: 30 Satiren, Kolumnen und andere Versuche. Mal autobiografisch, mal satirisch überdreht erzähle ich von einer Jugend im Widerstand, der Liebe in Zeiten des Förderns und Forderns und der Schönheit des Sinnlosen. Der Leser begegnet einem kafkaesken Türsteher, einem erzgescheiten Zwerg und Schnecken im Kampf ums Dasein. Wer die Geschichten gerne lesen möchte, der bestelle den Band lieber nicht beim kapitalistischen Moloch Amazon, sondern versandkostenfrei direkt beim Verlag edition AZUR.

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Michael Bittner: Wir trainieren für den Kapitalismus. Satiren, Kolumnen und andere Versuche. Dresden: edition AZUR, 2013, 144 Seiten, 14 Euro.

Auch eine Buchpremiere mit Lesung wird es in Dresden geben – und zwar am 23. Oktober um 20 Uhr in den Räumen des Verlages edition AZUR in der Hechtstraße 30. Ich lade herzlich dazu ein!

Termine der Woche

Am Dienstag (8.10.) moderiere ich im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden eine Lesung des Autors Jan Brandt, der seinen nicht nur quantitativ außergewöhnlichen (921 Seiten) Debütroman Gegen die Welt vorstellen wird. In diesem Epos über eine Jugend in Ostfriesland geht es auch um den Wandel, dem sich selbst die Provinz nicht entziehen kann. Los geht es um 20 Uhr.

Ausnahmsweise am Mittwoch (9.10.) findet sich die Lesebühne Grubenhund zu ihrer monatlichen Leistungsschau in Görlitz zusammen. Sie tritt in Bestbesetzung mit ihren drei Stammautoren an: Mit mir lesen Udo Tiffert und Max Rademann. Los geht es wie immer um 20 Uhr im Kino Camillo.

Am Donnerstag (10.10.) kämpft die Dresdner Lesebühne Sax Royal mit einem brandneuen literarischen Programm gegen die einsetzende Herbstdepression. Die Stammautoren lesen neue Geschichten und Gedichte, die wie stets Heiterkeit und Grübelei zur Freude des Publikums auf das Absonderlichste verquicken. Außer Stefan Seyfarth, Roman IsraelMax Rademann und mir wird auch ein besonderer musikalischer Gast erwartet: Der Liedermacher Thomas Lautenknecht spielt bei der Band Oh alter Knaben Herrlichkeit und ist besonders für seine wunderbaren Vertonungen von Gedichten bekannt. Los gehts um 20 Uhr in der scheune.

Kinderträume heute

Im Dönerimbiss am Nachmittag.

„Vati, kriege ich eine Bionade? Ich habe so einen Durst!“

„Nein. Wir haben noch Wasser im Auto.“

„Mutti, kriege ich eine Bionade?“

„Nein.“

„Warum denn nicht?“

„Weil wir uns das nicht leisten können.“

Termine der Woche

Am Dienstag (1. Oktober) bin ich zum ersten Mal zu Gast in Leipzig bei der literarische Reihe “Expedition Wordpol”, die vom Kollegen Roman Israel organisiert und moderiert wird. Dort treffen Autoren der verschiedensten Genres aus Hoch- und Subkultur zusammen. Diesmal lesen außerdem auch noch der Lyriker Lars Reyer, dessen neuer Lyrikband Magische Maschinen soeben bei Schöffling & Co. erschien, die Lyrik und Theaterstücke schreibende Julia Dathe und die Prosaistin Katharina Bendixen. Musik kommt von Fabix Halentine. Los gehts um 20:30 Uhr in der Wärmehalle Süd.

Am Donnerstag (3. Oktober) moderiere ich wieder gemeinsam mit Stefan Seyfarth den Dresdner livelyriX Poetry Slam in der scheune. Zehn Poetinnen und Poeten kämpfen mit ihren Texten um die Gunst des Publikums und den Sieg des Abends. Los gehts um 20 Uhr.

Zitat des Monats September

„Ich müsste allerdings sichergehen, dass er nicht all zu politisch agiert. Das neue Buch mit dem Kapitalismus könnte bei Titeltreue schwierig werden, da unser Verein unpolitisch sein muss, auch beim Booking. Kleine Sticheleien gegen Politik kamen bei einem Poetry Slam schon öfter vor und sind kein Problem, geht eher um größere Aktionen.“

(Antwort eines Veranstalters auf eine Lesungsanfrage)

Briefe aus Berlin (5): Ich habe die Wahl

Meine Briefwahlunterlagen werden mir von der PIN Mail AG als CO2-neutraler Versand zugestellt. Offenbar dürfen die Postzusteller jetzt nicht einmal mehr atmen. Im Umschlag ein karges, graues Faltblatt. Aber wenigstens die Auswahl ist bunt: 16 Kandidaten möchten meine Erststimme, um als Abgeordneter für den Wahlkreis 83 Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg – Prenzlauer Berg Ost in den Bundestag einziehen zu können. Gewinnen wird aber am Ende sowieso wieder Hans-Christian „Jopi“ Ströbele. Warum also nicht mal den Außenseitern, den Menschen am Rand des Wahlzettels, ihre verdiente Chance geben?

Markus Beckmann ist Student, 25 Jahre alt, parteilos, und wohnt in Berlin. Möchte er deshalb in den Bundestag? Nein, seine Homepage verrät sein Anliegen, das Grundübel unserer Gesellschaft ist der Zins: Aus den Vorteilen, die das Geld gegenüber den Waren besitzt, entspringt die eigentliche Ursache des Zinses. Waren verlieren mit der Zeit an Güte, Qualität, Wert. Geld jedoch nicht. Dies führt dazu, dass ein Geldverleiher sein Geld nur dann an einen Unternehmer weiter verleiht, wenn dieser ihm dafür eine Entlohnung zahlt. Den Zins. […] Der Zins führt zu einer Umverteilung in der Gesellschaft, da Leute mit hohen Geldguthaben automatisch und ohne zu arbeiten ihr Vermögen vergrößern. Die Lösung: Geld soll mit der Zeit seinen Wert verlieren, damit es schneller ausgegeben wird. Dann sinkt der Zins irgendwann auf 0% und niemand verdient mehr Geld, ohne zu arbeiten. Oder so ähnlich. Geld mit Verfallsdatum – ein interessanter Ansatz.

Frank Di Leo arbeitet als Hundetrainer und kandidiert folgerichtig für die Hundefreunde Kreuzberg. Die Hundefreunde kämpfen gegen die fortschreitende Diskrimienierung von Menschen mit Hunden. Aktuelles Hauptanliegen der Hundefreunde ist es ausweislich ihrer Homepage, einen selbstverwalteten Hundeplatz an der Schillingbrücke durchzusetzen. Vielleicht wäre es strategisch klüger, zunächst einmal die Einführung des Hundewahlrechts zu propagieren? Meine Stimme kann ich ihnen nicht schenken, denn ich habe gar keinen Hund.

Jutta Zedlitz kämpft als Religionslehrerin und mit ihrer Partei Die Violetten für spirituelle Politik. Auf den ersten Blick sympathisch ist ihr Eintreten für das bedingungslose Grundeinkommen, basisdemokratische Mitbestimmung und die Kulturpflanze Hanf. Aber was hat es denn nun mit der Spiritualität auf sich? Ein Faltblatt belehrt mich: Die Schöpfung entspringt einer geistigen Quelle, die unter verschiedenen Namen wie zum Beispiel Gott, Göttin, Vater-Mutter-Gott, Allah, JHWH, Brahma, Schöpfergeist, Universelle Intelligenz, Tao oder Es bekannt ist. Da ist ja nun wirklich fast für jeden was dabei – nur für mich gerade nicht! Denn ich glaube, dass die Schöpfung dem Nichts aus dem Arsch gekrochen ist. Auch mit Meditation, Lichtarbeit etc. kann ich mich nicht anfreunden. Nein, die Farbe lila konnte ich noch nie ausstehen.

Benjamin Richter kandidiert für die Bergpartei. Das ist doch mal was! Ein frecher junger Jakobiner, der die Montagnards wieder beleben will! Die Aristokraten an die Laterne! Ackermann, halt deinen Kopf fest! Auch die Parolen der Öko-Anarchisten und Real-Dadaisten passen: ja zum bankrott, keine angst vor mangel, zahnersatz für alle. Benjamin Richter hat den Spitzenplatz in meiner Gunst erobert.

Dr. Helena Barbas – die einzige Kandidatin mit Doktortitel tritt für Die PARTEI an. In den Medien nennt man die immer „Spaßpartei“, obwohl es Martin Sonneborn ja bitterer Ernst ist. Dr. Helena Barbas möchte ein atomares Endlager in Prenzlauer Berg einrichten. Das mag noch hingehen. Aber leider kann ich ihr meine Stimme nicht geben, denn Die PARTEI möchte die Mauer wieder aufbauen. Dann könnte ich aber nicht mehr in den Wedding fahren und auch nicht mehr nach Neukölln. Das wäre doof.

Joachim Hennig tritt für die Partei Freie Wähler an. Freie Wähler sind immer super: eine Ansammlung von unbekannten Menschen, über deren politische Meinung man nichts weiß. Ich forsche im Netz. Meine wichtigsten politischen Ziele: Keine Angaben. Warum Sie mich wählen sollten: Keine Angaben. Welche Werte und Ziele sind mir wie wichtig: Keine Angaben. Eine Katze im Sack, ein politisches Blind Date, ein Überraschungsei. Für mich zuviel Aufregung.

Ismet Misirlioğlu kandidiert für BIG – Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit. Innovation und Gerechtigkeit gut und schön, aber irgendwie scheint die Partei doch nur Menschen mit Migrationshintergrund anzusprechen: Die Eingliederung ausländischer Mitbürger und deren Kinder in das deutsche System ist unabdingbare Voraussetzung für ein gutes Miteinander. Die Beibehaltung der kulturellen Identität ist Voraussetzung für das Entstehen starker Partner, die mit ihrem Beitrag dem Wohle aller dienen können. Ach du Scheiße, Eingliederung ins deutsche Schweinesystem! Und dann sind das auch noch Leute, die anderen Leuten vorschreiben wollen, sie müssten „identisch“ sein. Nee, da kann man ja gleich CSU wählen.

Andreas Dahl ist im Wahlbezirk die Alternative für Deutschland. Andreas Dahl ist geboren 1970, nicht verheiratet, 2 Kinder. Nach seinem Realschulabschluss im Jahre 1988 hat Dahl eine Lehre als Schlosser erfolgreich abgeschlossen und in den Bereichen Kraftfahrzeugmechanik und –instandsetzung und Metallverarbeitung gearbeitet. Dahl ist außerdem seit 1999 Berufskraftfahrer.  Seit der Jahrtausendwende ist Dahl Wahlberliner. Klingt alles sympathisch. Aber mein Tipp: Die Partei wechseln! Die ist nämlich kacke.

Alina Popeangă gehört zur BüSo Bürgerrechtsbewegung Solidarität. Ach ja, die Partei, die immer plakatiert: Wir haben das Patentrezept! Das europäische Wirtschaftswunder durch eine neue Seidenstraße in den Orient! Aber beim Googlen dann leichter Grusel: Die gute Frau scheint nirgendwo auf der Welt zu existieren als auf dem Wahlzettel von Wahlkreis 83 Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg – Prenzlauer Berg Ost. Ein Phantom wählen? Nein, danke!

So. Die etablierten Volksparteien (NPD, Piraten, FDP etc.) kommen sowieso nicht in Frage. Also steht der Sieger fest. Meine Stimme geht an Benjamin Richter von der Bergpartei! Herzlichen Glückwunsch bzw. Ça ira!