Am Mittwoch (15. September) feiere ich mit meiner Dresdner Lesebühne Sax Royal einen Abschied – glücklicherweise nur einen vorläufigen. Da unsere Spielstätte Scheune renoviert wird, ziehen wir übergangsweise in die Groove Station. Doch bevor es soweit ist, verabschiedet sich die Scheune mit einem großen „Abriss“ von ihren Gästen. Wir sind zum Auftakt am Mittwoch um 20 Uhr mit dabei. Freut euch auf einige der besten Texte aus 16 Jahren von Roman Israel, Max Rademann, Stefan Seyfarth und mir. Außerdem begrüßen wir als Stargast Andreas Krenzke aka Spider von der Berliner Lesebühne LSD – Liebe statt Drogen. Er war schon Gast unserer allerersten Lesebühne! Um dabei zu sein, braucht ihr das Scheune-Abriss-Tagesticket für den Mittwoch.
Aber jetzt. Über den Wahlkampf der Linkspartei
Mit großen Buchstaben schreien sie uns an, die Plakate der Partei Die Linke: „Jetzt!“ Kleinlaut fragt der schüchterne Verstand zurück: Jetzt? Warum gerade jetzt? Was soll denn jetzt möglich sein, dass nicht schon früher möglich gewesen wäre?
Termine der Woche
Am Sonnabend (11. September) bestreite ich nach unendlich langer Durststrecke mal wieder allein eine Lesung. Und zwar beim Literaturfest Meißen, im Programm der Produzentengalerie (Jahnaischer Freihof, Freiheit 1). Ab 15 Uhr lese ich neue Geschichten, Kolumnen und Satiren. Es geht um Tierliebe in Zeiten von Corona, Schillers erotische Eskapaden in Thüringen, die Zukunft des Shoppings und vieles andere mehr. Der Eintritt ist frei!
Am Sonnabend (11. September) moderiere ich dann ab 18 Uhr noch traditionsgemäß den Poetry Slam beim Literaturfest Meißen. Übrigens zum letzten Mal, denn es wird für mich alten, weißen Mann Zeit, endlich abzutreten. Mit dabei sind die Poetinnen und Poeten Josefine Berkholz, Lisa-Maria Olszakiewiecz, Marie Radkiewicz, Christian Ritter, Stefan Seyfarth und Inke Sommerlang. Bei gutem Wetter findet das Ganze auf dem Theaterplatz vor dem Theater Meißen, bei Regen drinnen statt. Auch hier ist der Eintritt frei.
Rechte gegen Menschenrechte
Ich war im Mai klüger als Heiko Maas. Aber das ist zugegebenermaßen nicht schwierig, denn eine halbleere Dose Thunfisch ist klüger als Heiko Maas. In meiner Kolumne hatte ich damals vor dem höchstwahrscheinlichen Sieg der Taliban in Afghanistan gewarnt und die Bundesregierung aufgefordert, keine Menschen mehr in das Kriegsland abzuschieben. Die Mächtigen haben mal wieder nicht auf mich gehört. Heiko Maas rechnete noch vor einigen Wochen nicht damit, dass die Taliban in Kabul bald die Macht ergreifen. Die Bundesregierung stoppte nicht nur die Abschiebungen lange nicht, es gelang ihr nicht einmal, die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rechtzeitig aus Afghanistan zu retten. Nun ist das Wehklagen groß und die Regierenden versichern, man habe das schreckliche Geschehen ja nicht ahnen können. Man möchte Ohrfeigen verteilen, aber vermutlich wären Leibwächter im Weg. Das Desaster von Afghanistan hat, von den menschlichen Katastrophen abgesehen, auch fatale politische Folgen.
Termine der Woche
Am Donnerstag (2. September) diskutiere ich im taz Talk unter dem Titel „Ostdeutschland today“ über die Verhältnisse im Osten, ostdeutsche Identitätspolitik und das Verhältnis der Generationen mit der Soziologin und Literaturwissenschaftlerin Katharina Warda und dem Autor Aron Boks, der das Gespräch moderieren wird. Zu sehen ab 17 Uhr auf YouTube.
Macht der Norm. Über den AfD-Slogan „Deutschland. Aber normal“
Wenn Deutschtümler ein Fremdwort zu ihrem Schlachtruf machen, muss es ihnen wirklich unverzichtbar sein. Die Norm muss tief in ihrem engen Schädel hocken. Was waren das eigentlich für Leute, die man früher regelmäßig »Seid ihr noch ganz normal?!« brüllen hörte?
Die guten Bürger von Bad Guldenberg. Über Christoph Heins Roman „Guldenberg“
Über die ostdeutsche Provinz wird soviel geredet und geschrieben wie lange nicht mehr. Die nationalistischen Massendemonstrationen im Gefolge von „Pegida“ und der Erfolg der AfD sorgen für Unbehagen und Rätselraten über die ostdeutsche Seele. Zu den Jubiläen der Jahre 1989 und 1990 entbrannte aufs neue der erbitterte Streit um die deutsch-deutschen Ungerechtigkeiten. Und eine Generation von jungen Ostdeutschen meldet sich erstmals lautstark mit ihren Erinnerungen an die „Baseballschlägerjahre“ der Nachwendezeit zu Wort.
Termine der Woche
Am Mittwoch (25. August) gibt’s eine neue Ausgabe der satirischen Medienschau Phrase & Antwort im Hofkino Berlin (Franz-Mehring-Platz 1). Gemeinsam mit dem Kollegen Maik Martschinkowsky präsentiere ich wieder neue Texte wider Blödheit und Verlogenheit in Presse und Politik. Und als Stargast haben wir diesmal die Songwriterin Masha Potempa aus Leipzig dabei! Tickets gibt’s im Vorverkauf oder an der Abendkasse. Bei gutem Wetter sind wir draußen, sonst im Saal. Einlass: 19 Uhr, Start: 20 Uhr.
Am Donnerstag (26. August) gastiere ich zum inzwischen elften Mal mit meiner Dresdner Lesebühne Sax Royal im Deutschen Hygiene-Museum. Passend zu der im November startenden Sonderausstellung „Künstliche Intelligenz. Maschinen Lernen Menschheitsträume“ präsentiere ich gemeinsam mit den Kollegen Roman Israel, Max Rademann und Stefan Seyfarth diesmal ein literarisches Programm unter dem Motto „Mensch und Maschine“. Wir erzählen von den Schwierigkeiten des Geistesmenschen mit der Technik, wägen Segen und Fluch der Digitalisierung ab und schildern ihre eindrücklichsten Erlebnisse mit metallischen Wesen – wie immer mit Witz und Esprit. Ein Abend rund ums Maschinelle, bei dem es trotzdem durchweg lebendig zugehen wird. Als besonderen Gastautor begrüßen wir außerdem noch den Kollegen Uli Hannemann aus Berlin. Er ist Mitglied der traditionsreichen Lesebühne „LSD – Liebe statt Drogen“. Seine Satiren und Kolumnen amüsieren regelmäßig die Leser der taz. Nicht weniger als zehn Bücher hat er bereits veröffentlicht, darunter den Bestseller „Neulich in Neukölln“ über seinen Heimatbezirk und zuletzt das Alterswerk „Oh nee, Boomer! Wenn früher plötzlich alles besser wird“. Achtung: Los geht es diesmal schon um 19 Uhr! Die Veranstaltung ist erfreulicherweise und leider schon AUSVERKAUFT!
Zitat des Monats August
Die ausgefallenste Idee, die im Kopf eines Politikers entstehen kann, ist die Vorstellung, es würde für ein Volk genügen, mit Waffengewalt bei einem anderen einzudringen, um es zur Annahme seiner Gesetze und seiner Verfassung zu bewegen. Niemand liebt bewaffnete Missionare; und das erste, das Natur und Klugheit einem eingeben, ist, die Eindringlinge wie Feinde abzuwehren.
Robespierre
Migranten als Waffe
In Europa wird endlich mal wieder ein neuer Zaun gebaut, diesmal zwischen Litauen und Weißrussland. Menschen hatten die Grenze zwischen den beiden Staaten in den vergangenen Wochen überschritten, um Asyl in der EU zu beantragen. Dass die regierenden Politiker darauf mit Abschottung antworten, ist in der Festung Europa inzwischen üblich. Doch diesmal hatte es mit der Sache noch eine besondere Bewandtnis: Die Menschen, unter anderem aus dem Irak, werden offenbar vom weißrussischen Diktator Alexander Lukaschenko in sein Land eingeladen und dann über die Grenze gewiesen.