Termine der Woche

Am Mittwoch (12. April) präsentiere ich mit den Kollegen Roman Israel und Max Rademann neue Geschichten bei unserer Dresdner Lesebühne Sax Royal. Als Gastautorin haben wir die Kollegin Jacinta Nandi aus Berlin mit dabei. Los geht es um 20 Uhr in der GrooveStation.

Am Sonnabend (15. April) bin ich einer der Autoren beim Kantinenlesen, dem Gipfeltreffen der Berliner Lesebühnen. Mit auf der Bühne sind Jacinta Nandi, Volker Surmann, Isobel Markus und Ruth Herzberg. Los geht es um 20 Uhr in der Alten Kantine der Kulturbrauerei.

Dirk Oschmann und der Osten als Opfer

Der Leipziger Literaturprofessor Dirk Oschmann hat mit seinem aktuellen Buch einen großen Bestseller gelandet. Doch sollte er sich trotzdem davor hüten, wegen des großen Erfolgs sein Buch in Dresden im Dynamo-Stadion den Massen zu präsentieren. Denn die Fans des Fußballvereins hätten wahrscheinlich wenig Verständnis für den Titel des Buches. „Der Osten ist eine westdeutsche Erfindung? Nie im Leben!“ Tatsächlich empfinden die Leute, die im Stadion regelmäßig „Ost! Ost! Ostdeutschland!“ skandieren, ihre ostdeutsche Identität keineswegs als aufgezwungen. Sie bekennen sich zum Osten vielmehr mit Stolz und verweisen Leute aus der entgegengesetzten Himmelsrichtung gerne einmal des Platzes: „Halt dein dummes Wessimaul!“ Was hat es auf sich mit Oschmanns Erfolgsbuch, das – wie schon zuvor ein Artikel von ihm in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung – eine hitzige Feuilletondebatte auslöste?

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Termine der Woche

Am Mittwoch (15. März) gibt’s – nach der umwerfend guten Premiere im Februar – die zweite Ausgabe unserer neuen Lesebühne Prunk & Prosa in Berlin an den Start. In der ufaFabrik präsentiere ich im Varieté Salon zusammen mit Eva Mirasol, Tilman Birr, Noah Klaus, Christian Ritter und Piet Weber heitere Geschichten, fiese Satiren und beschwingte Lieder. Tickets bekommt ihr im Vorverkauf oder an der Abendkasse. Los geht es um 20 Uhr.

Deutschland im Stellvertreterkrieg

Je weniger wir tatsächlich beeinflussen können, was im Krieg gegen die Ukraine geschieht, desto leidenschaftlicher wird in Deutschland ein Stellvertreterkrieg der Meinungen ausgetragen. Das Denken in den Kategorien von Freund und Feind, zugleich Voraussetzung und Ergebnis aller Kriege, kocht über. Es treibt auch Menschen auseinander, die sich bislang persönlich und politisch nahestanden. Vielleicht kann es nicht anders sein, denn dieser abscheuliche Krieg spricht unmittelbar das Gewissen aller Einzelnen an – sofern sie ein Gewissen haben und nicht wie der Neonazi Björn Höcke und seine dummdeutschen Anhänger Putin bei seinem Eroberungskrieg die Daumen drücken, weil er ihr ideologisches Vorbild ist.

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Termine der Woche

Am Mittwoch (15. Februar) wagen wir es und bringen eine neue Lesebühne mit dem Namen Prunk & Prosa in Berlin an den Start. In der ufaFabrik im Wolfgang-Neuss-Salon präsentiere ich zusammen mit Eva Mirasol, Tilman Birr, Noah Klaus, Christian Ritter und Piet Weber heitere Geschichten, fiese Satiren und beschwingte Lieder. Tickets bekommt ihr im Vorverkauf oder an der Abendkasse. Los geht es um 20 Uhr.

Gute Ausländer, schlechte Ausländer

Es ist die große Klage unserer Tage: In Deutschland gibt es zu viele Ausländer und in Deutschland gibt es zu wenige Ausländer. Jüngst forderte der regierende Bundesroboter Olaf Scholz in einem Interview mit dem Intelligenzblatt „BILD am Sonntag“, die Abschiebung abgelehnter Asylbewerber müsse beschleunigt werden. Die herrschende Koalition aus SPD, Grünen und FDP hatte zu diesem Zweck ja schon eine „Rückführungsoffensive“ vereinbart, allerdings scheint die Offensive noch nicht zum entscheidenden Durchbruch in der Schlacht gegen die unerwünschten Menschen geführt zu haben. Gleichzeitig verkündete Olaf Scholz im selben Zeitungsgespräch, man werde die legalen Wege zur Einwanderung von „Fachkräften“ ausbauen. Denn an Arbeitskräften mangelt es bekanntlich in der Bundesrepublik. Die Einwohner versäumen es vor lauter Wohlstandsglück seit Jahrzehnten, sich in ökonomisch ausreichendem Maße zu vermehren. Und jetzt finden sich zu wenige Deutsche, die anderen Deutschen die Brötchen backen, die Betten machen und im Alter den Arsch wischen wollen.

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Termine der Woche

Am Mittwoch (8. Februar) lese ich um 20 Uhr neue Geschichten mit den Kollegen Roman Israel und Max Rademann von unserer Dresdner Lesebühne Sax Royal in der GrooveStation. Wir freuen uns auf zwei Gäste, die zum ersten Mal mit uns auf der Bühne stehen: den brillanten Schriftsteller, Liedermacher und Reptilienforscher Heiko Werning sowie die Dresdner Autorin Annie Lux. Tickets gibt es an der Abendkasse oder im Vorverkauf.

Jahresvorschau 2023

Januar: Neuer Skandal im öffentlich-rechtlichen Rundfunk: Der Intendant des Saarländischen Rundfunks, Martin Grasmück, muss einräumen, Gelder für private Zwecke missbraucht zu haben. So soll er unter anderem ein vergoldetes Privatflugzeug mit eingebautem Whirlpool auf Kosten des Senders angeschafft haben. Angesichts der Affäre wird erneut Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk laut. Am lautesten meldet sich der ehemalige BILD-Chefredakteur Julian Reichelt in seinem YouTube-Kanal zu Wort: „Der Staatsfunk muss abgeschafft werden!“, so der frühere Starjournalist. „Es kann nicht sein, dass im öffentlich-rechtlichen Rundfunk inkompetente Führungskräfte sich auf Kosten der Gesellschaft hemmungslos bereichern! Dieses Privileg muss meinen Kumpels in den Chefetagen der Privatkonzerne vorbehalten bleiben!“

Februar: Bei der Wiederholungswahl zum Abgeordnetenhaus in Berlin kommt es erwartungsgemäß erneut zu schweren Pannen: Siebzehn Wahllokale können nicht öffnen, weil der Typ, der den Schlüssel hat, einfach nicht ans Telefon geht. Weitere neunundvierzig Wahllokale schließen bereits mittags, weil die Wahlhelferinnen und Wahlhelfer mehrheitlich beschließen, ihre Work-Life-Balance erfordere das. In vier Stadtbezirken kann die Abstimmung nicht erfolgen, weil die Wahlunterlagen nicht geliefert werden. Von der Presse kritisch auf diese Panne angesprochen, erklärt Innensenatorin Iris Spranger, ihr Hund habe die Zettel gefressen. Die Wiederholungswahl soll nach einer Eilentscheidung des Bundesverfassungsgerichts am 24. September erneut wiederholt werden. Bis dahin stellen die Richter Berlin unter Zwangsverwaltung durch die Bundeswehr.

März: Noch immer tobt der blutige Stellungskrieg in der Ukraine, weder Verteidiger noch Angreifer können entscheidende Durchbrüche verzeichnen. In dieser verfahrenen Situation startet eine Gruppe von deutschen Intellektuellen eine ungewöhnliche Friedensinitiative: Richard David Precht, Alice Schwarzer und Lars Eidinger bieten an, sich in einem verschlossenen Zugwaggon nach Russland fahren zu lassen, um dort im persönlichen Gespräch Wladimir Putin zum Waffenstillstand zu überreden. Doch die ambitionierte Mission scheitert: Als der Waggon in Moskau im Weißrussischen Bahnhof geöffnet wird, werden die drei Spitzenprominenten leblos aufgefunden. Offenbar haben sie sich unterwegs im Streit darüber, wer von ihnen der wichtigste Friedensbringer sei, gegenseitig erwürgt.

April: Die geplante Abschaltung der letzten drei deutschen Atomkraftwerke im Emsland, in Bayern und in Baden-Württemberg scheitert, nachdem sich Christian Lindner, Friedrich Merz und Alice Weidel aus Protest an den Ausschaltknöpfen festkleben. Bundeskanzler Olaf Scholz äußert, man müssen diesen Akt des zivilen Ungehorsams respektieren, da er aus tief empfundener Gewissensnot resultiere. Eine gewaltsame Lösung komme nicht in Frage. Der Bundeskanzler nutzt seine Richtlinienkompetenz, um im Kabinett eine Verlängerung der Laufzeit der drei Kernkraftwerke bis 2083 durchzusetzen.

Mai: Vor der Bürgerschaftswahl in Bremen hofft die Partei DIE LINKE nach einer Reihe von Enttäuschungen auf ein Comeback in der Wählergunst. Doch zwei Tage vor der Abstimmung sorgt einmal mehr Sahra Wagenknecht für Aufregung. In einem Interview mit der National-Zeitung vertritt sie die These, schwarze, lesbische Behinderte würden den deutschen Arbeitern die Luft zum Atmen wegnehmen. Der AfD-Politiker Björn Höcke lobt Wagenknecht für ihren Mut zur Wahrheit und bietet ihr einen gemeinsamen Wanderurlaub im Kyffhäuser-Gebirge an. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der schwarzen, lesbischen Behinderten innerhalb der LINKEN fordert hingegen in einer empörten Stellungnahme den Parteiausschluss von Wagenknecht. Die Parteispitze verteidigt die populäre Politikerin jedoch, ihre Worte seien missverstanden worden. Bei der Wahl in Bremen erringt DIE LINKE 0,4 Promille der Stimmen.

Juni: Boris Becker muss ins Gefängnis. Der ehemalige Tennisprofi soll nach der Premiere seines Buches „Die Umkehr – Wie ich im Knast klüger wurde und lernte, die Gesetze zu respektieren“ in einem Münchner Nobelrestaurant die Zeche geprellt sowie zwei silberne Löffel und eine Rolle Toilettenpapier entwendet haben. Beckers Anwalt erklärt, die Vorwürfe seien zum Teil übertrieben. Vor Gericht plädiert er auf verminderte Schuldfähigkeit, da sein Mandant laut eines fachpsychologischen Gutachtens nur über die Selbstkontrolle eines vierjährigen Kindes verfüge. Der vorsitzende Richter August Stierhammer entscheidet dennoch auf eine Haftstrafe von einem Jahr. Becker kündigt an, seine Zeit im Gefängnis literarisch zu verarbeiten.

Juli: Eine noch nie dagewesene Hitzewelle bringt Deutschland ins Schwitzen. In Cottbus-Sandow klettert das Thermometer auf die Allzeitrekordtemperatur von 58,7 Grad Celsius. Während ein Teil der Deutschen sich über die Möglichkeit freut, Spiegeleier in der Handfläche zu braten, sorgen sich die meisten wegen der offenkundig rasch voranschreitende Erderwärmung. Als Reaktion auf den öffentlichen Druck beschließt der Bundestag einen Beschleunigung der Energiewende. Dagegen stimmt nur die Fraktion der AfD mit der Begründung, das neue Klima werde es in Zukunft endlich ermöglichen, die Deutschen mit deutschen Bananen zu versorgen.

August: Literarische Überraschung im Sommerloch! Der Dresdner Schriftsteller Uwe Tellkamp veröffentlicht überraschend im Suhrkamp Verlag zwei neue Romane. Die Bücher mit den Titeln Der Sand in den Augen und Der Schlaf in den Füßen sind zusammen 4300 Seiten lang. Im Mittelpunkt des hochkomplexen und vieldeutigen Werkes steht laut Verlagsankündigung die Politikerin Angelika Meckel, die mit Hilfe von früheren Stasi-Kollegen einen Tunnel unter dem Mittelmeer baut, um Afrikaner nach Europa zu schleusen, mit deren Hilfe sie eine kommunistische Diktatur errichten will. Vorwürfe, seine Bücher enthielten rechtes Gedankengut, weist der Schriftsteller als banausisch zurück. Eine Anzeige wegen Volksverhetzung bleibt erfolglos. Die Staatsanwaltschaft stellt das Verfahren mit der Begründung ein, es sei nicht zu erwarten, dass auch nur ein Mensch die Bücher wirklich lese.

September: Die Wiederholung der Wiederholungswahl zum Berliner Abgeordnetenhaus geht ohne Probleme über die Bühne. Beobachter sehen den Grund für diesen Erfolg darin, dass die Organisation vorab der Verwaltung des Freistaates Bayern übertragen worden ist. Eine unangenehme Überraschung bringt der Abend für die Berlinerinnen und Berliner aber doch noch bei der Verkündung des vorläufigen amtlichen Endergebnisses: Der kommissarische Landeswahlleiter Markus Söder erklärt, die CSU habe mit 87 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit errungen.

Oktober: Eine neue Serie des Streaming-Anbieters Netflix sorgt für Diskussionen und Kritik. In der Dokumentarserie mit dem Titel Serial begleitet ein Kamerateam einen amerikanischen Serienmörder bei seiner Arbeit. Der Täter, ein arbeitsloser Stahlarbeiter aus Pittsburgh, wird von seinen Trieben dazu gebracht, Rentnerinnen mit Blutwürsten zu erschlagen. Menschenrechtsorganisationen werfen Netflix Komplizenschaft mit dem Kriminellen vor, doch der Konzern rechtfertigt sich damit, auf diese Weise spare man sich das Geld für Drehbücher und Schauspieler. Der Markt gibt Netflix recht: Die höchst authentische Serie klettert schnell an die Spitze der globalen Fernsehcharts.

November: Putsch in Sachsen! Ein bewaffnetes Kommando der rechtsextremen Kleinstpartei Freie Sachsen stürmt während einer Sitzung den Landtag, nimmt die anwesenden Abgeordneten als Geiseln und fordert die Machtübergabe. Ministerpräsident Michael Kretschmer ruft daraufhin im MDR-Fernsehen alle engagierten Demokraten Sachsens dazu auf, sich zur Gegenwehr zu versammeln. Nachdem sich nur 27 Menschen bei der Staatskanzlei melden, erklärt Kretschmer seinen Rücktritt. Seine Amtsgeschäfte übernimmt DJ Happy Vibes als neuer König unter dem Titel August, der Dumme. Er erklärt an seinem ersten Amtstag den Austritt Sachsens aus der Bundesrepublik Deutschland. Im Rest des Landes wird der Schritt mit Erleichterung aufgenommen.

Dezember: Das James-Webb-Weltraumteleskop der NASA sendet sensationelle Bilder zur Erde. Erstmals hat das Teleskop Nahaufnahmen eines erdähnlichen Planeten angefertigt. Die Fotos zeigen Wasser, eine ausgedehnte Vegetation und zahlreiche Tiere. Eine Spezies scheint, obwohl blau gefärbt und mit sechs Gliedmaßen ausgestattet, dem Menschen nicht unähnlich. Die Aufnahmen zeigen die Humanoiden beim Werkzeuggebrauch und in festen Behausungen. Medien und Regierungen auf der ganzen Welt spekulieren über eine Mission zur Besiedlung des fernen Bruderplaneten, der für die Menschheit eine Zuflucht vor ihren selbstverursachen Krisen und Kriegen bieten könnte. Da sorgt ein neues Bild des Weltraumteleskops für Ernüchterung. Es zeigt eines der blauen Wesen, das in seinen vier Armen ein Schild hält mit der Aufschrift: „Bleibt weg, ihr Arschlöcher!“

Verweigerung am Hindukusch

Die rechte Bestie lässt sich nicht besänftigen, indem man ihr Zugeständnisse in den Rachen wirft. Sie wächst dadurch nur und ihr Hunger mit ihr. Aus Angst vor dem Aufstieg der neuen Nationalisten hat die etablierte Politik in Deutschland und Europa in vorauseilendem Gehorsam viele von deren Forderungen erfüllt: An den Grenzen werden Flüchtende mit Gewalt abgewehrt, Abschiebungen werden mit allen Mitteln und unter allen Umständen forciert, das Recht auf Asyl wird immer öfter Menschen verwehrt. Und das Resultat? Die Parteien der äußersten Rechten sind so stark wie nie.

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Im Sandkasten mit Sarrazin. Über Thilo Sarrazins Buch „Die Vernunft und ihre Feinde“

Ideologie ist wie Mundgeruch – immer das, was nur die anderen haben. Das Bonmot des britischen Literaturwissenschaftlers Terry Eagleton ist inzwischen zum geflügelten Wort geworden. Es beschreibt ein allgemeines Elend im gegenwärtigen Umgang mit dem Wort „Ideologie“. Wurde es früher noch in sinnvoller Weise verwendet als Bezeichnung für das notwendig verkehrte Denken einer verkehrten Gesellschaft bei Marx oder bei Karl Mannheim als Synonym für das „Rechtfertigungsdenken“, das Intellektuelle herrschenden Regimen liefern, verwerfen heutzutage viele nur noch eben die politischen Anschauungen als „Ideologie“, die der Gegner hat. Besonders in der Rechten ist solcher besinnungslose Wortgebrauch in Mode. Es verwundert nicht, dass Thilo Sarrazin sich mit seinem neuesten Buch Die Vernunft und ihre Feinde am Feldzug gegen das vermeintlich „ideologische Denken“ beteiligt.

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