Termine der Woche

Am Donnerstag (11. August) bin ich zu Gast bei der traditionsreichen Berliner Lesebühne Brauseboys. Die findet im Sommer an der frischen Luft im Garten der Kulturfabrik Moabit statt. Ab 20 Uhr lese ich mit den Kollegen dort neue Texte, zweiter Gast ist die Liedermacherin Ute Danielzick.

Eine Stunde Null ist nicht zu erkennen. Über Ralf Rothmanns „Die Nacht unterm Schnee“

Gibt es vollkommene Erzähler? Wenn ja, dann ist der Schriftsteller Ralf Rothmann nahe daran, einer zu sein. Rothmann schreibt in seinen Geschichten und Romanen eine unwiderstehlich rhythmische Prosa, ist ein Meister des knappen, eindringlichen Dialogs, kennt die menschliche Psyche bis auf den Grund und schildert die Wirklichkeit so genau und anschaulich, dass sie – ohne alle plumpe Symbolik – mit tiefem Sinn erfüllt scheint. Berühmt geworden ist Rothmann mit Romanen wie „Stier“, „Flieh, mein Freund!“ und „Hitze“. In ihnen wird vom Alltag der sogenannten kleinen Leute erzählt, von der Ödnis der Arbeit, aber auch von den Ausbrüchen in verzweifelten Exzess. Dabei tritt als Erzähler oft ein junger Mann auf, der sich vom proletarischen Milieu in die Welt der Bohème begibt. Dass Rothmann kennt, worüber er schreibt, ist jeder seiner Zeilen anzumerken. Er wurde 1953 in Schleswig geboren, ist im Ruhrgebiet aufgewachsen und zog später nach Westberlin. Bevor er sein Brot als freier Schriftsteller verdienen konnte, arbeitete er unter anderem als Maurer, Koch und Krankenpfleger. Die jüngsten Bücher Rothmanns sind ein Wagnis.

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Rassismus in Grün

Warum haben sich in den vergangenen Jahren in Deutschland, aber auch weltweit, so viele Menschen von reaktionärer Propaganda einwickeln lassen? Warum begeistern sich so viele für menschenfeindliche Bewegungen? Müsste der sprühende Hass der Demagogen nicht alle halbwegs vernünftigen Menschen abschrecken? Die Antwort auf diese Fragen lautet wohl: Die Rechten, die derzeit an so vielen Orten triumphieren, verstehen es, nicht nur die niedrigen Instinkte anzusprechen, sondern auch positive Begriffe wie „Demokratie“, „Freiheit“, „Frieden“, „Vielfalt“ und „Gemeinschaft“ in ihrem Sinne umzudeuten und so auch gutwillige, aber naive Leute zu bezaubern. Die Rechten knüpfen dabei an reale Probleme und berechtigte Unzufriedenheit an und präsentieren ihre nationalistische und rassistische Ideologie als Lösung. Nicht nur die soziale Frage, auch die Ökologie wird von den Rechten unserer Tage dazu benutzt, sich Einfluss zu verschaffen.

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Tag der offenen Tür

Und plötzlich geht alles ganz schnell: Für die Ukrainerinnen und Ukrainer, die wegen des russischen Eroberungskriegs aus ihrer Heimat fliehen müssen, werden die Grenzen geöffnet. Selbst ein Land wie Polen, das für seine Politik der Abschottung bekannt ist, entdeckt plötzlich das eigene Herz. Quartiere für die Flüchtenden werden gefunden, auch Plätze in Schulen für die Kinder, ja sogar Arbeitsstellen sind mancherorts schon im Angebot. Nichts daran ist falsch. Großes Lob verdienen vor allem die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer auch in Deutschland, die Geflüchtete in ihren eigenen Wohnungen unterbringen und oft kompetenter betreuen als die dafür eigentlich von Staats wegen zuständigen Versager. Und doch mischt sich in die Freude auch Zorn darüber, welch unverschämte Doppelmoral die europäischen Staaten in der Asylpolitik zeigen.

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Noch etwas zum Streit bei konkret

Aus kosmischer Sicht ist es ziemlich gleichgültig, wer für eine linke Zeitschrift schreibt und wer nicht. Schon drei Meter außerhalb der linken Blase interessiert sich für die ganze Affäre rund um konkret kein Mensch mehr. Aber mich beschäftigt und betrübt die Sache dann doch, denn es ist bitter, zu sehen, wie sich da Autorinnen und Autoren zerfleischen, die man in unterschiedlicher Weise alle schätzt. Es wird teilweise auf einem Niveau gepöbelt, das Fremdscham auslöst. Wie kommt es, dass Linke nicht miteinander streiten können, ohne in Verachtung zu verfallen und sich die Vernichtung des Gegners zu wünschen? Die Spezis bei der CSU bleiben noch mit den größten Versagern in ihren Reihen solidarisch, unter Linken reicht manchmal schon ein falsches Wort, um für immer geächtet zu werden. Ein Grund ist sicher, dass unter dem Banner mit der Aufschrift „links“ sehr unterschiedliche Leute nebeneinander laufen. Was hat eine Frau, die von der herrschaftsfreien Weltgesellschaft träumt, mit einem Mann gemein, der gerne in einem System wie der Volksrepublik China leben möchte? Ehrlich müsste man sagen: gar nichts. Statt das einzusehen, streitet man sich darüber, wer denn nun „wahrhaft links“ sei. Aber es zoffen sich auch Leute, die sachlich voneinander in Wirklichkeit gar nicht so weit entfernt sind. Das kann sich allerdings nicht herausstellen, denn der Gegner wird einer argumentativen Auseinandersetzung für unwürdig erklärt. So wirft man dem Feind lieber polemische Verzerrungen und böswillige Unterstellungen vor, während man selbst polemisch verzerrt und böswillig unterstellt. Wechselseitig werfen die Fraktionen einander vor, sich bei den Herrschenden anbiedern und die linke Sache verraten zu wollen. Ich glaube, hier spielt die soziale Lage der meisten linken Autorinnen und Autoren eine fatale Rolle. Die prekäre Existenz frustriert und nährt das Ressentiment. Der Mangel an materiellem Ertrag wird kompensiert durch moralische Aufladung. Während Rechte im politischen Kampf zumeist einfach unverhohlen ihre Interessen verfolgen, investieren Linke immer ihre ganze Persönlichkeit. So schießt schon bei kleinsten Auseinandersetzungen eine unangemessene Aggression über. In der existenziellen Situation des Krieges kann es dann erst recht nur noch Freund und Feind geben. – Ich will hier aber auch kein versöhnlerisches Eiapopeia anstimmen, meine Meinung ist außerdem ohnehin belanglos. Ich denke, dass die Kritiker der außenpolitischen konkret-Linie im Wesentlichen recht haben. Nur auf den polemischen Vorwurf der „Nähe“ zu AfD, junge Welt etc. hätten sie verzichten sollen. Objektiv wird von vielen in der konkret zwar wirklich das Gleiche gefordert wie von der AfD: keine Unterstützung für die Ukraine, insbesondere keine militärische; keine Sanktionen gegen Russland, sondern schnellstmöglicher Frieden, zur Not auch auf Kosten der Souveränität und Integrität der Ukraine. Aber es ist nicht ganz fair davon abzusehen, dass die meisten Autoren der konkret in dieser Haltung von ganz anderen Motiven angetrieben werden als die Rechten. – Aber es ist jetzt ohnehin nichts mehr zu kitten. Laute Entzweiungen gab’s ja in der Linken auch schon bei früheren Kriegen. Vielleicht sieht die Sache dann schon wieder anders aus, wenn es endlich Frieden gibt, worauf ich vor allem hoffe.

Pures Weiß. Reines Weiß

Ich stand zum ersten Mal in der leeren Wohnung, in die ich einziehen wollte, und fühlte mich unheimlich. Sie war ja auch noch nicht mein Heim. Probeweise unterhielt ich mich ein bisschen mit mir selbst. Meine Stimme schallte wie in einer Höhle und klang fremd. Spuren der Vormieter waren in der renovierten Wohnung keine mehr zu entdecken, aber trotzdem fühlte ich mich nur wie ein Gast. Diese makellosen, leuchtend weißen Wände rings um mich! Hatte ich denn überhaupt ein Recht, diese unschuldigen Räume mit meiner Existenz zu besudeln?

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Über einen Streit bei konkret

Eine Gruppe von Autorinnen und Autoren hat bekannt gegeben, dass sie aus Protest gegen die Berichterstattung der konkret zu Russlands Eroberungskrieg gegen die Ukraine nicht mehr für das Magazin schreiben will. Ich teile die Kritik, die in dieser Erklärung geäußert wird, in allen wesentlichen Punkten. Überzogen scheint mir die Gleichsetzung mit der jungen Welt, denn so perfide und unverschämt wie dort rechtfertigt, soweit ich sehe, in der konkret niemand diesen Angriffskrieg. Dennoch gibt es unter den für Außenpolitik zuständigen Autoren einige, die den neofaschistischen Putinismus nicht nur lange unterschätzt, sondern bisweilen sogar als löbliche Alternative zum Westen gepriesen haben. Statt sich nun endlich der kritischen Analyse des Putinismus zu widmen, schreiben sie mit der Schärfe und Besessenheit des schlechten Gewissens über Russophobie, ukrainischen Nationalismus und deutsche Militarisierung. All diese Phänomene gibt es, aber wer seitenlang über den „Kriegstreiber“ Toni Hofreiter dozieren kann, während ihm zu Wladimir Putin nichts einfällt, der entlarvt sich selbst als Ablenkungskünstler. Nie im Leben würden dieselben Autoren ebenso leichtfertig mit der Denunziationsvokabel „Bellizist“ um sich werfen, ginge es um Waffen für den kurdischen Freiheitskampf oder das Selbstverteidigungsrecht Israels. Aber auch linke Männer sind nun einmal zuallererst Männer: bloß keine Schwäche zeigen, keine Zweifel zulassen, keine Fehler eingestehen. Stattdessen: Immer feste druff! Dass die AfD ziemlich einleuchtend Frieden mit Russland in deutschem Interesse fordert, während man selbst den Krieg mit Russland mühevoll aus deutschem Machtstreben zu erklären sucht, darf da nicht irritieren.

Ich finde den Abschied so guter Autorinnen und Autoren einerseits verständlich, andererseits bedauerlich. Ich glaube, der beste Ort für eine kontroverse Auseinandersetzung zu diesen Fragen wäre die konkret selbst – wobei allerdings die Redaktion auch mitspielen müsste. Die Forderung, man dürfe nur in Medien veröffentlichen, mit denen man ganz und gar übereinstimmt, halte ich schon immer für absurd. Der Rückzug in homogene Sektenblätter ist überdies ein Weg zu linker Selbstverzwergung. Wenn es erwünscht ist und solange es mir Freude macht, werde ich weiter für konkret schreiben – wobei ich voraussetze, dass es im nächsten Heft keine stalinistische Denunziationskampagne gegen die Abtrünnigen gibt.

Hier der Text der Erklärung:

„Für uns, Autorinnen und Autoren von Konkret, ist mit dem redaktionellen Kurs zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eine rote Linie überschritten. Wir wollen und können nicht weiter in einer Zeitschrift publizieren, die sich in dieser Frage in die Nachbarschaft der AfD, des völkischen Flügels der Linkspartei oder Jürgen Elsässers Compact, von Henry Kissinger, Klaus von Dohnanyi oder den Lobbyverbänden der deutschen Industrie begibt.

Der März-Titel (‚Nato-Aggression gegen Russland‘) hätte einen Einschnitt bedeuten müssen. Zwar haben viele nicht daran geglaubt, dass die russische Staatsführung mit ihren Drohungen ernst machen würde. Aber dass es in Wahrheit der Westen sei, der einen Überfall vorbereite, hat nicht einmal der Kreml selbst behauptet. Diese Stilisierung Russlands zum unschuldigen Opfer, samt Ausblendung des Aufmarsches von hunderttausend Soldaten an der Grenze zur Ukraine, wäre selbst dann fürchterlich gewesen, wenn der Einmarsch nicht erfolgt (oder, realistischer, lokal begrenzt geblieben) wäre. Durch das russische Vorgehen wurde der Titel, ob nolens oder volens, zu noch Schlimmerem: einem Stück Kriegspropaganda.

Wer – analytisch wie moralisch – so dermaßen danebengelegen hat, müsste sich eigentlich selbstkritisch fragen, wie es dazu hatte kommen können. Passiert ist bei Konkret das Gegenteil. Zwar werden in die meisten Texte pflichtschuldige Distanzierungen vom ‚völkerrechtswidrigen‘ Angriffskrieg eingestreut, den man ‚keinesfalls rechtfertigen‘ wolle. Aber die Grundtendenz ist überdeutlich: Russland, von der Nato-Osterweiterung und CIA-gesponserten Putschen in die Defensive gedrängt, habe schlichtweg keine andere Wahl gehabt, als entweder anzugreifen oder zu kapitulieren. Der Westen sei darum nicht bloß der eigentliche Aggressor, sondern durch die Unterstützung des ukrainischen Abwehrkampfes auch hauptverantwortlich dafür, dass das Blutvergießen nicht schon längst beendet wurde. Konkret-Hauspoet Marco Tschirpke brachte es in der Mai-Ausgabe auf den Punkt: Die Ukraine solle gefälligst kapitulieren, damit im Osten endlich wieder Ruhe herrscht.

Die Vorstellung, dass der Feind meines Feindes ein Freund sein muss, hat Konkret in der Vergangenheit stets zuverlässig kritisiert. Nur wenn es um Russland geht, will man partout nicht von der fixen Idee lassen, es handele sich irgendwie immer noch um einen Hort des Widerstands. Wie verquer diese Vorstellung ist, macht ein Satz der Redaktion unfreiwillig deutlich. In der Einleitung zum Wiederabdruck einer alten Kolumne Hermann L. Gremlizas, die den Kreml-Chef für seine Besonnenheit in Sachen Krieg und Frieden lobt, heißt es: ‚Der Westen sieht in diesem von Russland begonnenen Krieg die erhoffte Chance, jenes Regime loszuwerden, das sich bis heute weigert, ihm seine Märkte und seine Ressourcen zur freien Verfügung zu überlassen.‘ Selbstverständlich überlassen die russischen Kapitalisten ihre Ressourcen niemandem ohne Gegenleistung; das tut kein Land der Welt, nicht einmal Tuvalu. Selbstverständlich wiederum stellt der russische Staat, wie alle anderen auch, seine Märkte dem globalen Kapital zur Verfügung; wäre es anders, bräuchte man sich schließlich über die Sanktionen nicht so aufzuregen. Mit Kritik der politischen Ökonomie hat das wenig zu tun, mit Anlehnungsbedürfnis dafür umso mehr.

Bezeichnend ist, was alles ausgeblendet werden muss, damit die Linie stimmt. Über die Verfasstheit der russischen Gesellschaft, ihre Herrschaftsverhältnisse und inneren Widersprüche als mögliche Ursachen der Aggressionspolitik findet sich kaum etwas im Heft, ebenso wenig über die ideologische und materielle Zuarbeit der Machthaber im Kreml für die rassistische und faschistische Rechte weltweit, von Orbán und Le Pen bis Trump und Modi.

Auch die Zurückweisung jeder Relativierung und Instrumentalisierung der Shoah war einmal das Markenzeichen von Konkret. Als aber Putin die Invasion damit begründete, die Ukraine, die von einem jüdischen, russischsprachigen Präsidenten regiert wird, ‚entnazifizieren‘ zu wollen, war dies der Zeitschrift zunächst keine Silbe wert – bis zur Juni-Ausgabe, in der ausgerechnet Rolf Surmann diese Verhöhnung der Opfer als ‚Zuspitzung‘ verteidigte. Und während man unverdrossen die Osteuropapläne des deutschen Kapitals geißelt, kommen die Bewohnerinnen und Bewohner der Region höchstens einmal als Nazis oder als Marionetten des Westens vor, nie aber als Menschen mit eigenen, wie widersprüchlich auch immer konstituierten Interessen – zu denen es nicht zuletzt gehört, womöglich nicht unbedingt unter russischer Besatzungsherrschaft leben zu wollen.

Die Gegnerschaft zu Volk und Vaterland, für die Konkret einmal stand, reduziert sich inzwischen auf bloße Diskursanalyse. Mit Argusaugen wird beobachtet, wer was in welcher Talkshow verzapft hat, und darüber erspart man sich jede Analyse der tatsächlichen Regierungspolitik. Andernfalls müsste man sich fragen, wie es eigentlich ins Schema passt, dass die Bundesrepublik bei den westlichen Verbündeten seit Langem als der treueste Fürsprecher Putins bekannt ist; dass die deutsche Regierung ihr Veto zum Nato-Beitritt der Ukraine noch im Februar dieses Jahres öffentlichkeitswirksam wiederholte; und dass, wie hinlänglich bekannt sein dürfte, Regierungspolitiker in den Tagen nach dem russischen Überfall inständig darauf hofften, ein schneller Sieg der Invasionstruppen würde Forderungen nach einschneidenden Sanktionen gegenstandslos machen. Alice Schwarzer und Verbündete gingen nicht zu Unrecht davon aus, dass ihr ‚Offener Brief an Kanzler Olaf Scholz‘ ganz auf Regierungslinie liegt.

Bei Konkret hingegen muss man sich, wenn man das Gleiche will, unbedingt als Staatsfeind inszenieren. Als solcher aber verfügt man über jenes unverbesserlich gute Gewissen, das Täterkinder und -enkel dazu ermächtigt, den Bewohnerinnen und Bewohnern eines Landstrichs, in dem die Wehrmacht gewütet hat wie kaum irgendwo sonst, Lehren über die ‚berechtigten russischen Sicherheitsinteressen‘ zu erteilen – oder sie gar, wie Kay Sokolowsky es fertigbrachte, aufzufordern, sie möchten doch bitteschön den staatlich approbierten Schlächtern ‚gewaltfrei begegnen‘.

Wer ‚gegen den Westen‘ zum einzigen Entscheidungskriterium macht, kann sich jede Unverschämtheit herausnehmen und jede Barbarei zum Widerstandsakt verklären. Aus einem Organ der Kritik wird dann eine monatliche Junge Welt. Für die schreiben wir aus guten Gründen nicht. Für die Kopie dann halt auch nicht.“

Giffey greift durch

Die Inflation verbreitet Angst und Schrecken in Deutschland. Aber wieder einmal hat die linke Mainstreampresse gar nicht die wahren Opfer im Blick. Da darf eine arme Mutti darüber jammern, dass sie ihren Kindern keine Wassermelone kaufen kann, weil das Geld nicht reicht. Aber was bedeuten solche kleinen Unannehmlichkeiten gegen die schweren und tiefen Sorgen, mit denen sich reiche Menschen jetzt herumschlagen müssen? Die Leistungsträger in unserer Gesellschaft sind die wahren Opfer der Inflation: Eben, weil sie so viel Geld angehäuft haben, werden sie von der Geldentwertung am härtesten getroffen. Arme Schlucker können es sich nicht mehr leisten, das warme Wasser aufzudrehen – na und? Sie sind Entbehrungen doch gewohnt. Aber Besserverdienende, die sonst stets Champagner tranken und nun notgedrungen zum Crémant greifen müssen – die leiden wirklich. Glücklicherweise werden die Vermögenden nicht von allen im Stich gelassen.

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Termine der Woche

Am Sonnabend (28. Mai) lese ich neue Geschichten beim Kantinenlesen, dem Gipfeltreffen der Berliner Lesebühnen. Mit dabei sind neben Gastgeber Dan Richter auch noch Susanne Riedel, Tube und Robert Rescue. Los geht es um 20 Uhr in der Alten Kantine der Kulturbrauerei, Tickets gibt’s am Einlass oder im Vorverkauf.

Am Sonntag (5. Juni) findet die Reformbühne Heim & Welt in Berlin erstmals in dieser Saison an der frischen Luft statt, nämlich auf der Bühne der Freien Internationalen Tankstelle. Ich bin als Gastautor mit dabei. Start um 20 Uhr.